Tim Isfort äußert sich nach 100 Tagen im Amt zum neuen Moers Festival

Battle Trance sind vier Tenorsaxophonisten aus Brooklyn/New York. Foto Ryan Power

Musik und Unerhörtes aus verschiedenen Kulturen

Am 1. Dezember vergangenen Jahres nahm der neue künstlerische Leiter des Moers Festivals, Tim Isfort, zusammen mit seinem (fast) neuen Team, die Arbeit auf. Noch bis zum Wochenende ist er in Sachen Programmplanung für das diesjährige Festival im Kongo. Im (Fern)Gespräch mit dem Festivalbüro lässt er seine ersten Arbeitswochen wie folgt Revue passieren:

Herr Isfort, heute (am Freitag, 10. März) auf den Tag genau sind Sie exakt 100 Tage im Amt als künstlerischer Leiter des Moers Festivals. Bereuen Sie diesen Schritt gegangen zu sein?

Keinesfalls! Es ist eine phantastische Aufgabe, anspruchsvoll, mit vielen Überraschungen und fühlt sich gerade erst nach höchstens 50 Tagen an. Dass es kein gemütlicher Spaziergang durch den Moerser Stadtpark werden würde, war mir aber schon bewusst.

Bis zur Verkündung des Gesamtprogramms am 6. April beziehungsweise zum Beginn des Festivals am 2. Juni sind es keine vier Wochen mehr beziehungsweise ist es nur ein knappes Vierteljahr noch hin. Haben Sie trotzdem ein gutes Gefühl, dass alles klappt, was Sie sich für Ihre erste Festivalausgabe inhaltlich vorgenommen haben?

Es klappt wohl nie alles so, wie man es sich vorstellt. Aber jetzt, auf etwa halber Strecke zwischen Amtsantritt im Dezember 2016 und unserem ersten Festival zeichnen sich sehr schöne Dinge ab, die wir hoffentlich am 6. April verkünden können. Natürlich ist es schade, wenn so mancher herbeigesehnte Künstler knapp vorbeirauscht – bei der nächsten Umrundung werden wir aber auch mehr Zeit für das Andockmanöver haben.

In Ihren ersten Statements war immer die Rede davon, dass Sie das Moers Festival wieder näher an die Innenstadt heranholen wollen. Wie konkret sehen diese Pläne aus und sind Sie auf einem guten Weg dabei?

Ich finde es ganz wichtig, dass auch die Moerser wieder mehr Festivalflair erleben können. Wir möchten die kurze Strecke zwischen Festivalhalle und Innenstadt durch den Park durch vielfältige und intelligente Angebote beleben und laden zum Mitmachen ein. Es wird neue Spielorte in der Innenstadt geben – all das kostet viel Energie und ist mitunter richtige Überzeugungsarbeit. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es leichter ist, das international beachtete Hauptprogramm zusammenzustellen, als offenbar verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Wir Moerser sind da scheinbar erst einmal reserviert… aber ich habe das Gefühl, dass es auch eine Chance für einen Neuanfang gibt. Na, jedenfalls bin ich sehr gespannt.

Sie kommen jetzt am Wochenende aus dem Kongo zurück und waren Ende Januar, Anfang Februar in Myanmar. Wird man sowohl aus Zentralafrika wie aus Südostasien Musik von dort auf dem diesjährigen Festival hören?

Mit Sicherheit werden wir Künstler aus verschiedenen Kontinenten erleben, werden Musik und Unerhörtes aus verschiedenen Kulturen hören. Klischees versuchen wir dabei zu vermeiden. Für mich wird es dann interessant, wenn es zu neuen Konstellationen, zu unerwarteten Begegnungen zwischen den Genres, den Stilen kommt. Das ist für mich Moers.

Die Namen der auftretenden Bands und Künstler veröffentlichen Sie bisher immer scheibchenweise. Können Sie heute weitere neue verkünden?

Auf keinen Fall! Schluss mit der Salamitaktik! Okay, na gut: wir haben ein hypnotisierendes Saxophonquartett eingeladen: „Battle Trance“. Doch wer nun glaubt, hier puren Jazz zu bekommen, liegt falsch. Wo wir schon bei „Trance“ sind, können wir auch noch über „Dub“ sprechen: das „Dub Trio“ changiert so schnell zwischen Stilen und Sounds, dass man am Ende doch wieder in Moers über den Begriff „Jazz?“ wird streiten müssen…

 

Das Interview führte Olaf Reifegerste im Auftrag des Moers-Festival

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