Nach der Premiere im vergangenen Jahr in Regensburg findet das Landesjazzfestival 2017 in Murnau am Staffelsee statt (23. bis 25. Juni). Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht erneut die Begegnung von regionalen und international renommierten Künstlern. Bei dem von der Landesarbeitsgemeinschaft Jazz in Bayern (LAG) gemeinsam mit dem Kulturverein Murnau ausgerichteten Festival treten unter anderem Klaus Doldingers Passport, Wolfgang Lackerschmid & The Brazilian Trio, das Wolfgang Oppenrieder Trio sowie das Landes-Jazz-Ensemble Bayern auf.
Für die Jazzzeitung.de sprach Gunther Matejka mit Tizian Jost, 1. Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jazz in Bayern e.V., über die Idee des Festivals.
Warum ist das Landesjazzfestival für die Jazzszene wichtig?
Tizian Jost: Das Landesjazzfestival richtet den Fokus auf die hervorragende Qualität der bayerischen Jazz-Szene in einer bisher nicht statt gefundenen Art.
Warum steht in diesem Jahr die bayerische Jazz-Szene im Mittelpunkt?
Tizian Jost: Die bayerische Jazz-Szene verdient hier und außerhalb der Grenzen viel mehr Beachtung. Bedingt durch die hohe Qualität der Ausbildung an den drei Musikhochschulen und anderer Institutionen haben wir hier ein beachtliches Niveau. Allerdings muss die praktisch nicht geförderte professionelle Jazz-Szene Bayerns in Konkurrenz mit Jazz-Szenen aus Ländern treten, die hoch dotierte staatliche Förderprogramme – mit Tourneeförderungen und Projektentwicklungsförderung – im Rücken haben. Diese Lücke gilt es zu schließen.
Der Jazz wurde schon vielfach totgesagt – andererseits finden derzeit, vor allem in Bayern, sehr viele Jazzfestivals statt. Erlebt die Stilrichtung gerade eine Renaissance? Wenn ja, woran liegt das?
Tizian Jost: Richtig, der Jazz wurde immer von verschiedensten Seiten für tot erklärt. Dahinter stecken meist politisch radikale Anschauungen oder latent rassistische Motive. Allerdings weder von den Jazzmusikern noch von den Jazzfans. Letztere bewegen sich über die Jahrzehnte konstant auf einem Niveau von ca. 8% der Bevölkerung. Der Jazz wird auf Grund seiner künstlerischen Substanz überleben bis in Zeiten, in denen kurzlebige musikalische Modeerscheinungen längst schon wieder vergessen sein werden.
Das Klischee sagt, dass Jazz vor allem von älteren Menschen konsumiert wird. Teilen Sie diese Einschätzung oder hat sich die Jazz-Hörerschaft in den letzten Jahren verändert?
Tizian Jost: Richtig ist, dass in allen Stätten, in denen Kultur aufgeführt wird, die älteren Menschen einer Gesellschaft überwiegen. Ganz extrem ist dies in den Konzerten der klassischen Musik zu beobachten, weniger extrem im Theater. Was ist der Grund? Junge Menschen schätzen Kultur genauso wie ältere. Aber welcher junge Mensch um die 20 bis 25 Jahre kann sich mehrmals den Monat einen Eintritt für sich und eventuell eine zweite Person in einem Jazzclub leisten mit den dabei anfallenden Zusatzkosten? Da ist man schnell einmal 70 bis 80 Euro los. Viel Geld für einen Studenten. Opernkarten kosten 160 Euro pro Person und da ist München noch richtig günstig. Wenn Menschen dann ins Berufsleben eintreten und eine Familie gründen – im Alter von 30 bis 50 – ist an Weggehen sowieso nicht mehr so häufig zu denken. Ich persönlich schätze die älteren Menschen sehr als Publikum. Im Pop auf der mittleren Ebene – ich spreche also nicht von den internationalen Stars, die Stadien füllen – haben wir die Situation, das dort unter Umständen junges Publikum kommt, allerdings nur bei freiem oder sehr geringem Eintritt, wodurch eine echte professionelle Pop-Szene auf dieser Ebene eigentlich nicht mehr existiert. Geld mit Popmusik machen die Majors, die Produzenten und vor allen Dingen die Streaming-Plattformen. Der Jazz hat ein treues Publikum, das konstant nachwächst, mit einem Anteil von ca. 10% (auf dem Land) bis 50% (in den Metropolen) junger Leute.
Was dürfen die Gäste des 2. Landesjazzfestivals erwarten?
Tizian Jost:
Prof. Tizian Jost, 1. Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jazz in Bayern e.V.
Warum ist das Landesjazzfestival für die Jazzszene wichtig?
Tizian Jost: Das Landesjazzfestival richtet den Fokus auf die hervorragende Qualität der bayerischen Jazz-Szene in einer bisher nicht statt gefundenen Art.
Warum steht in diesem Jahr die bayerische Jazz-Szene im Mittelpunkt?
Tizian Jost: Die bayerische Jazz-Szene verdient hier und außerhalb der Grenzen viel mehr Beachtung. Bedingt durch die hohe Qualität der Ausbildung an den drei Musikhochschulen und anderer Institutionen haben wir hier ein beachtliches Niveau. Allerdings muss die praktisch nicht geförderte professionelle Jazz-Szene Bayerns in Konkurrenz mit Jazz-Szenen aus Ländern treten, die hoch dotierte staatliche Förderprogramme – mit Tourneeförderungen und Projektentwicklungsförderung – im Rücken haben. Diese Lücke gilt es zu schließen.
Der Jazz wurde schon vielfach totgesagt – andererseits finden derzeit, vor allem in Bayern, sehr viele Jazzfestivals statt. Erlebt die Stilrichtung gerade eine Renaissance? Wenn ja, woran liegt das?
Tizian Jost: Richtig, der Jazz wurde immer von verschiedensten Seiten für tot erklärt. Dahinter stecken meist politisch radikale Anschauungen oder latent rassistische Motive. Allerdings weder von den Jazzmusikern noch von den Jazzfans. Letztere bewegen sich über die Jahrzehnte konstant auf einem Niveau von ca. 8% der Bevölkerung. Der Jazz wird auf Grund seiner künstlerischen Substanz überleben bis in Zeiten, in denen kurzlebige musikalische Modeerscheinungen längst schon wieder vergessen sein werden.
Das Klischee sagt, dass Jazz vor allem von älteren Menschen konsumiert wird. Teilen Sie diese Einschätzung oder hat sich die Jazz-Hörerschaft in den letzten Jahren verändert?
Tizian Jost: Richtig ist, dass in allen Stätten, in denen Kultur aufgeführt wird, die älteren Menschen einer Gesellschaft überwiegen. Ganz extrem ist dies in den Konzerten der klassischen Musik zu beobachten, weniger extrem im Theater. Was ist der Grund? Junge Menschen schätzen Kultur genauso wie ältere. Aber welcher junge Mensch um die 20 bis 25 Jahre kann sich mehrmals den Monat einen Eintritt für sich und eventuell eine zweite Person in einem Jazzclub leisten mit den dabei anfallenden Zusatzkosten? Da ist man schnell einmal 70 bis 80 Euro los. Viel Geld für einen Studenten. Opernkarten kosten 160 Euro pro Person und da ist München noch richtig günstig. Wenn Menschen dann ins Berufsleben eintreten und eine Familie gründen – im Alter von 30 bis 50 – ist an Weggehen sowieso nicht mehr so häufig zu denken. Ich persönlich schätze die älteren Menschen sehr als Publikum. Im Pop auf der mittleren Ebene – ich spreche also nicht von den internationalen Stars, die Stadien füllen – haben wir die Situation, das dort unter Umständen junges Publikum kommt, allerdings nur bei freiem oder sehr geringem Eintritt, wodurch eine echte professionelle Pop-Szene auf dieser Ebene eigentlich nicht mehr existiert. Geld mit Popmusik machen die Majors, die Produzenten und vor allen Dingen die Streaming-Plattformen. Der Jazz hat ein treues Publikum, das konstant nachwächst, mit einem Anteil von ca. 10% (auf dem Land) bis 50% (in den Metropolen) junger Leute.
Was dürfen die Gäste des 2. Landesjazzfestivals erwarten?
Tizian Jost: Das Programm des 2. Bayerischen Landesjazzfestivals ist hochkarätig besetzt. Wir haben mit Klaus Doldinger einen Exponenten der bayerischen Jazz-Szene, der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus höchstes Renommee genießt und der mit seiner Band seit Jahrzehnten innovative Maßstäbe im Jazz-Rock-Bereich gesetzt hat und immer noch setzt. Mit dem Bayerischen Landesjazzfestival und dem Quartett von Wolfgang Lackerschmid sind ebenfalls Größen der einheimischen Szene vertreten, die weit über die Grenzen Bayerns hinaus goutiert werden. Es werden drei wunderbar abwechslungsreiche Tage mit vielen interessanten und bereichernden musikalischen Begegnungen.
Das Programm des 2. Bayerischen Landesjazzfestivals ist hochkarätig besetzt. Wir haben mit Klaus Doldinger einen Exponenten der bayerischen Jazz-Szene, der weit über die Grenzen Deutschlands hinaus höchstes Renommee genießt und der mit seiner Band seit Jahrzehnten innovative Maßstäbe im Jazz-Rock-Bereich gesetzt hat und immer noch setzt. Mit dem Bayerischen Landesjazzfestival und dem Quartett von Wolfgang Lackerschmid sind ebenfalls Größen der einheimischen Szene vertreten, die weit über die Grenzen Bayerns hinaus goutiert werden. Es werden drei wunderbar abwechslungsreiche Tage mit vielen interessanten und bereichernden musikalischen Begegnungen.