Alle Jahre wieder – breitet sich ein hochansteckendes Virus in der Musikszene aus und infiziert wahllos Musiker aller Couleur. Mehrfach angesteckt wurden bereits die Vier von Quadro Nuevo. „Music for Christmas nights“ ist nach „Weihnacht“ und „Bethlehem“, das vor drei Jahren erschienen ist, bereits ihr drittes Album mit Musik aus und für die christliche Weihnachtszeit. Dass damit mehr als nur ein tiefer Herzenswunsch verbunden ist – und das sentimentale Gefühl vieler Menschen angesprochen und zum Kauf angeregt werden soll, ist sonnenklar. Ob darüber hinaus mehr in einem solchen Album steckt, bringt nur ein genaues Hineinhören ans Licht – oder in diesem Fall besser, in die Weihnachtsnacht.
Leuchtend, das sieht man auf den ersten Blick, ist auf jeden Fall das Cover mit einer stilisierten Kerzenflamme, die witzigerweise dem Schalltrichter eines altertümlichen Schallplattenspielers entspringt. Von diesem effektvollen, aber einfallslosen Konzept abgesehen, weist das Album bei der Auswahl der Lieder nur einige wenige Besonderheiten auf. Was ihm aber tatsächlich einen eigenen Charakter verleiht, ist die Herangehensweise und – teilweise – die Umsetzung dieser einfachen, dabei oft starken Melodien. Zuallererst fehlt eine menschliche Stimme, die Lieder sind alle instrumental gehalten und arrangiert. Dafür kommen Streicher und symphonische Bläser der Münchner Symphoniker dazu, die manches weit und tiefer klingen lassen, gelegentlich aber auch knietief im kitschigen Sumpf waten. Aufhorchen lässt der orientalische Touch, der sich durch die Aufnahmen zieht. Er taucht in Altvertrautem, wie „Lasst uns froh und munter sein“, und eigenen Kompositionen, wie der rauschhaften „Antiochia Suite“ mit einem schönen Akkordeon-Solo auf. Unumgänglich bei Quadro Nuevo, der Tango. Auch er taucht in einigen Lieder auf und gibt ihnen damit eine eigenwillige Färbung.
Als Ansatz für das insgesamt durchaus liebe- und stimmungsvoll gestaltete Jahreszeit-Werk hatten die Männer und Evelyn Huber (harp, salterio) um Holzbläser Mulo Francel den geografisch-räumlichen Ursprung der Weihnachtsgeschichte im Blick. Genauer gesagt, den Vorderen Orient mit seinen verschiedenen Kulturen, die sich über Jahrhunderte gegenseitig vielfach beeinflusst haben. Auf Tourneen und Konzerten in Jordanien, Ägypten, Israel und in Antiochia beschäftigten sich die vier Musiker immer wieder mit diesem Kulturraum und seinen Traditionen. Überwiegend eher behutsam und gefühlvoll arrangiert, findet die Begegnung zwischen klassischem Orchesterklang, improvisierenden Solisten und jazzig-weltmusikalischen Genreklängen zu einem abgerundeten Eindruck. Einige überraschende Wendungen und instrumentale Farbtupfer geben dem Album zudem etwas Zauberhaftes.
© Michael Scheiner
Quadro Nuevo
Music For Christmas Nights, GLM Music
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