Tobias Wember spielt die Posaune im Subway Jazz Orchestra und leitet auch dieses noch junge 18köpfige Kölner Musikerkollektiv. Schon nach relativ kurzer Zeit markiert ein zweites Album den guten Fortgang der eingeschlagenen Richtung. Der augenblickliche „State of Mind“ – so der Titel dieses neuen Albums, ist auf jeden Fall ein sehr ausgeschlafener. Eine ganze, zusammenhängende Suite will das Wechselspiel eigener Bewusstseinszustände ihres Schöpfers abbilden – die Stücke wurden im Kammermusiksaal des Deutschlandfunks aufgenommen, ebenso machte das Subway Jazz Orchester damit bei vielen Auftritten etwa in Moers und beim WDR-Jazzpreis eine hervorragende Figur.
Tobias Wembers Arrangierkunst lässt es trotz sprühender Spielfreude aller Akteure nie an aufgeräumter Struktur und Klarheit mangeln. Spürbar ist: Möglichst oft live spielen ist Arbeitsgrundlage. Also treibt es zupackend temperamentvoll nach vor, und der ganze melodische Reichtum der Kompositionen blüht farbenreich auf. Klug sind die Kontraste dosiert, die das Durchhören in einem Zug geradezu zwingend machen: Sehr melodisch, gerade hymnisch geht es los, später treiben schroffere, dissonantere Parts die Dynamik auf Siedepunkt – bevor es später wieder lyrischer wird und schließlich mit einer Art Choralmelodie in die Zielgerade kommt.
Tobias Wember kann auf bewährte Kräfte zurück greifen. Die Bläsersection sorgt für heißen Atem zuhauf. Und die Soli erst! Lustvoll kosten die Spieler alle ihre Freiräume aus. Die Posaune scheint schon bald nach Beginn das ganze Hörspektrum aufmischen zu wollen. Mannigfaltig eloquent sind die daran anschließenden Saxofon- und Trompeteneinlagen. Immer wieder lässt Philipp Brämswig die Saiten seiner E-Gitarre lodern und brennen. Das knackig-impulsive Schlagzeugspiel von Thomas Sauerborn treibt den Koloss unerschütterlich, aber immer ohne jede hemmende Schwere wie auf Schienen vorwärts. Überhaupt wird rhythmisch phasenweise mächtig Druck gemacht – mit Rimshots und harten Synkopenschlägen, die mit etwas Fantasie auch einen Quentin-Tarrantino-Film untermalen könnten.
Jeden zweiten Mittwoch im Monat spielt das Subway Jazz Orchestra an seiner Heimstätte, dem gleichnahmigen Kölner Jazzclub. Vormerken muss man sich auf jeden Fall den 14. September. Dann gibt es mit dem Multi-Saxofonisten Steffen Schorn (der sich bekanntlich auf die ultratiefen Hörner besinnt) einen very special guest, dies trifft auch für den Saxofonisten Roger Hanschel, zu, der ebenfalls am 14. September zugegen sein wird.
Stefan Pieper
Tobias Wember & Subway Jazz Orchestra: State of Mind
unit – Records
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