Charles Gayle Trio in der Manufaktur Schorndorf
Am 21.10.16 um 20:30 gibt das Charles Gayle Trio ein Konzert in der Manufaktur Schorndorf. Für den einstigen Straßenkünstler Charles Gayle währte der von permanenter sozialer Not geprägte Zustand fast ein halbes Leben. Geboren 1939 in Buffalo im US-Bundesstaat New York, bekommt Gayle als Kind zunächst Klavierunterricht. Das Saxophonspiel bringt er sich später selbst bei. Ab Ende der 1950er-Jahre tritt er regelmäßig in seiner Heimatstadt auf. Bei gelegentlichen Aufenthalten in New York City kommt es zu Begegnungen mit Archie Shepp, Pharoah Sanders und Anderen. Sein Spiel verändert sich, wird radikaler, unerbittlicher. Ekstatisch, frei und kompromisslos, geschult an Albert Ayler und der Gospeltradition, bläst er sich in New York, wohin er Anfang der 1970er-Jahre endgültig übergesiedelt ist, die Seele aus dem Leib. Beständig in finanziellen Schwierigkeiten, ist er rund 15 Jahre obdachlos. Eine spürbare Wendung trat ein, als in den 1980er-Jahren der deutsche Bassist Peter Kowald (1944–2002) auf Gayle aufmerksam wurde und gemeinsame Auftritte in den USA und Europa organisiert. Aber es sollte noch bis 1992 dauern, dass es tatsächlich zu so etwas wie einem Durchbruch kam: Mit Hilfe der New Yorker Knitting Factory erschien das Album „Repent“. Gayle wurde „über Nacht zum Bannerträger der neu boomenden Free-Jazz-Szene und tourte fortan rund um die Welt“, schreibt der mit dem letztjährigen Preis für deutschen Jazzjournalismus gewürdigte Wolf Kampmann: „Mit zahllosen Produktionen, einige davon als Solopianist, holte der Saxofonist in kurzer Zeit nach, was ihm über Jahrzehnte verwehrt war.“ Im Februar ist Charles Gayle 77 Jahre alt geworden. War seine Musik in den 1990er-Jahren in puncto Energie und Verausgabung kaum noch zu überbieten, ist er mit zunehmendem Alter etwas ruhiger, versöhnlicher geworden, müder offenkundig aber nicht In der Manufaktur begleiten ihn der polnische Bassist Ksawery Wójciński und der deutsche Schlagzeuger Max Andrzejewski.
Charles Gayle – Tenorsaxophon & Klavier
Ksawery Wójciński – Kontrabass
Max Andrzejewski – Schlagzeug
Jaffrika – Der Bayreuther Jazz-November 2016 vom 10. bis 13.11.
Im Jahr 2016 ist in Bayreuth eine musikalische Weltmacht zu Gast: Afrika! Der Jazz-November unter dem Motto „Jaffrika“ soll vor allem eines zeigen: Es entsteht Neues in Afrika. Virtuosen des zeitgenössischen afrikanischen Jazz treffen hier auf Meister alter Instrumente. Vom 10. bis 13.11.16 präsentieren sich Aline Frazão, Biboul Darouiche’s Soleil Bantu feat. Majid Bekkas, Kalo Yele sowie Bänz Oester & The Rainmakers Die Veranstaltungen finden im Saal des Becher-Bräu statt.
Aline Frazão
Mit Aline Frazão erscheint eine junge Vertreterin des Jazz portugiesischer Stimme und Stimmung. Zwischen Bossa Nova und Fado segelt sie hin und her – mit Abstechern in den Rock und die elektronische Musik. Aline Frazão äußert sich in ihrer Kunst oft zu den Missständen in ihrer Heimat Angola. Jedoch verpackt sie das immer in pure Poesie.
Biboul Darouiche’s Soleil Bantu feat. Majid Bekkas
Am Abend darauf sind zwei Großmeister traditioneller afrikanischer Instrumente auf der Bühne. Aus Kamerun kommt Biboul Darouiche. Der Wahl-Münchener bespielt die Holztrommeln der Bantu – unter anderem bei Klaus Doldingers Band Passport. Überhaupt steht an diesem Abend fast die ganze Besetzung von Passport auf der Bühne. Dazu kommt mit Majid Bekkas ein weiterer Meister. Der Marokkaner spielt die Gimbri, Gitarre und die Oud – unter anderem mit Joachim Kühn.
Kalo Yele
Mit Westafrika geht es am Samstag weiter: Die Schweizer Jan Galega Brönnimann und Lucas Niggli sind beide in Kamerun geboren – und dort zu besten Freunden geworden. Der Ivorer Aly Keïta gesellt sich als Dritter im Bunde zu ihnen. Da trifft ein Saxophonist des Free Jazz und Elektro-Jazz Schlagzeuger auf die Traditionen der Elfenbeinküste – und Malis. Dort hat Aly Keïta Balafon studiert, ein Xylophon mit Flaschenkürbissen als Resonanzkörpern. Faszinierend dabei: Um eine Stimmung zu erreichen, mit der er Jazz spielen kann, baut sich Keïta seine Instrumente kurzerhand selbst.
Prof. Al Coda & die Jazzganoven
DerJazz-Nachmittag am Sonntag richtet sich an Kinder ab vier Jahren. Er hat, zugegebenermaßen, nicht direkt etwas mit dem Motto Jaffrika zu tun: Prof. Al Coda und die Jazzganoven reden, singen und swingen auf Deutsch. Die Truppe um Prof. Al Coda zeigt kleinen Jazz-Neulingen, wie eine Jazzband funktioniert – und woher der Jazz eigentlich kommt.
Bänz Oester & The Rainmakers
Zum Abschluss des diesjährigen Jazz-Novembers geht es vor allem um Verständigung, um Kommunikation: Denn nicht anderes passiert auf der Bühne, wenn Musiker improvisieren:
sie kommunizieren über ihre Instrumente. Größen dieser Kunst sind Bänz Oester & The Rainmakers. Der Bassist Bänz Oester hat mit Ganesh Geymeier am Tenorsaxophon, Afrika Mkhize (Piano) und Schlagzeuger Ayanda Sikade auch drei Musiker gefunden, mit denen er sich blind versteht.