Auf seinem gerade bei ECM erschienen Solo Debut „Miniatures“ präsentiert sich der 1962 in Udine geborene Pianist Glauco Venier von einer gänzlich anderen Seite als man ihn bisher kennt. Vielen Hörern vertraut ist er vor allem durch seine kammermusikalische Zusammenarbeit im Trio mit Norma Winstone und Klaus Gesing. „Miniatures“ – „Music for piano and percussion“ beginnt in loser Erzählfolge eine Art klangliches Tagebuch aufzublättern, in dem Venier über frühe musikalische Erfahrungen und Kindheitserinnerungen reflektiert. Die Aufnahme ist quasi eine Liebeserklärung an Gradisca di Sedegliano, dem Dorf in dem er geboren wurde und heute noch lebt „…das Adriatische Meer ist ganz in der Nähe, Flüsse, Seen, Berge und …hier gibt es eine Menge Stille…meine Annäherung an die Musik erfolgte über die Orgel in unserer Kirche…sehr gute Erinnerungen habe ich noch daran, wie ich in kalten, dunklen Wintermonaten auf der Orgel dort spielte…“, so Vernier selbst. Bevor er sich dem Jazz zugewendet hat studierte er Orgel am Konservatorium in Udine und tauchte ein in die Welt der italienischen Renaissance- und Barockmusik, seinen musikalischen Wurzeln. Veniers Affinität zur klassischen Musik ist auf „Miniatures“ auch nicht zu verleugnen, präsentiert er hier sowohl Piano Solo Kompositionen aus eigener Feder mit wunderbar meditativen Harmonien und Läufen, als auch Adaptionen klassischer Stücke von Dufay, Gurdjieff, Komitas oder der Songschreiberin Franco. Neben dem Piano spielt er bei einigen Stücken gleichzeitig Gongs, Bells and Metals, respektive gestimmte metallene Objekte des Künstlers Giorgio Celiberti, sowie von Harry Bertoia entworfene „somnambiente“ Klangskulpturen, die
glockenähnliche Klänge hervorbringen. Venier eröffnet dem Hörer damit überraschende Klangemomente und erzeugt gleichzeitig eine ungemein ruhige und schwebende Stimmung, in die man sich fallen lassen kann. Seine „Miniatures“ bestehen aus 15 Stücken, oder besser Soundscapes, die in Veniers Heimat und zu seinen Wurzeln entführen. Dabei bestechen die Piano-Solo-Kompositionen durch atmosphärische Dichte, die, teilweise durch einfühlsame, zurückhaltende und behutsam klingende skulpturale Percussion ergänzt, zu einem „Venier-Klangkosmos“ verschmilzt. Absolute Hörempfehlung!
Thomas J. Krebs
Glauco Venier – Miniatures
ECM 2385 00602547802668