Jiggs Whigham, einer der erfahrensten Big Band-Leader und Musiker, seit zwei Jahren neben Niels Klein einer der beiden künstlerischen Leiter des Bundesjazzorchesters, leitete, nein zelebrierte dessen 500. Konzert seit der Gründung des offiziellen Jugendjazzorchesters der Bundesrepublik Deutschland durch den unvergessenen Peter Herbolzheimer im Jahre 1988. Als Bühne für diesen denkwürdigen Anlass hatte das Management des BuJazzO am Montagabend die Bühne des Bonner Opernhauses gewählt. Dessen Hausherr Dr. Bernhard Helmich, Generalintendant am Theater Bonn, war sichtlich stolz, dass dieses vierte Konzert der Reihe „Jazz in der Oper“ das bisher am besten besuchte war. Mit anderen Worten: Die Hütte war voll, das altersmäßig gut gemischte Publikum begeistert, vielleicht mit leichtem Überhang zu 65 plus. Schließlich verhieß das Progamm „Edelhagen Remembered“ Reminiszenzen an die legendäre, stets mit internationalen Stars besetzte Big Band der Fünfziger- und Sechziger-Jahre, erst beim Südwestfunk in Baden-Baden und dann vor allem beim Westdeutschen Rundfunk in Köln.
Die aktuellen Mitglieder des BuJazzO, die mit diesem Konzert ihren Zweijahresturnus beendeten, um sich danach wieder ihrem Studium zu widmen, verliehen den herrlich satten Arrangements des Kurt Edelhagen Orchesters eine mitreißende jugendliche Frische, angefeuert vom zumindest im musikalischen Sinne alterslosen Jiggs Whigham, der als aus den USA gekommener Posaunist selbst von 1965 bis 1972 Mitglied bei Edelhagens Band war. Entsprechend alterslos und swingend wirkten die Kompositionen der alten Schlachtrösser wie Jerome Kern, Harold Arlen, Victor Young, Richard Rodgers , Antonio Jobim oder auch Joe Henderson und Dizzy Gillespie in den Arrangements so erlauchter Big Band Größen wie Bora Rokovic, Jerry van Royen, Peter Herbolzheimer, Juan Garcia, Rob Pronk, Kenny Napper. Auch ein wunderbar relaxtes Arrangement seiner Frau Ellen Rowe („It Might As Well Be Spring“) hatte Jiggs Whigham ins Programm genommen. Als allerletzte Zugabe widmete er „Mood Indigo“ dem BuJazzO-Gründer Peter Herbolzheimer und seiner anwesenden Witwe Gisela – ein bewegender Abschluss auch für das Publikum.
Es wäre ungerecht, einzelne der Bandmitglieder und Solisten hervorzuheben, auch wenn es im einen oder anderen Fall verlockend wäre. Von einem Konzert allein sind keine Aufschlüsse auf individuelle Fähigkeiten abzuleiten. Alle gaben ihr Bestes, und die Begeisterung und Spiellaune waren an den Gesichtern und Gesten abzulesen. Das galt auch für das aus drei Damen und zwei Herren bestehende Vokalquintett, das zum Beispiel dazu beitrug, dass ein fast schon abgenutztes Stück wie „A Night In Tunesia“ so swingend und groovend daherkam, wie es selten zu hören war. Schade nur, dass sich unter den 25 Bandmitgliedern keine Frau befand und sich der weibliche Jazznachwuchs in diesem Falle auf die drei Sängerinnen des Quintetts beschränkte. Es gibt sie doch, auch in der jungen Generation, die begabten Instrumentalistinnen!
Im Ganzen aber vermittelte dieses Jubiläumskonzert einen tiefen Eindruck von der Breite und Qualität des Jazz-Nachwuchses in Deutschland sowie von der sinnvollen und erfolgreichen Arbeit des Bundesjazzorchesters, die fortzuführen Prof. Martin Maria Krüger, der Präsident des Deutschen Musikrats als Träger des BuJazzO, in seinem Grußwort zusicherte. Jiggs Whigham machte während des Konzerts kein Hehl aus seiner väterlichen Zuneigung zu den Bandmitgliedern, von denen er sich nun nach zwei Jahren intensiver Zusammenarbeit verabschieden muss. Sichtlich bewegt, auch von der Begeisterung des Publikums, schlug er einen Bogen zur aktuellen Politik mit dem Appell: „Wenn die Musik eine größere Rolle im Zusammenleben der Menschen spielen würde, sähe die Welt draußen besser aus.“
Text: Von Dietrich Schlegel – Fotos: Eileen Radix