Zum Tod des Saxofonisten und Klangforschers Norbert Vollath

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Norbert Vollath (re.) mit seinem Duo-Partner Mike Reisinger beim Jubiläumskonzert der Negerländer 2013 im Regensburger Jazzclub Leerer Beutel (30 Jahre). Foto: Michael Scheiner

Am Donnerstag, 1. Oktober, ist der Saxofonist, Bassklarinettist und  Klangforscher Norbert Vollath in seiner zweiten Heimat Irland  gestorben. Er wurde 59 Jahre alt. Seit einigen Jahren lebte er mit  seiner Frau, der Künstlerin Patricia „Pat“ Doherty, im einsamen Westen  der Insel, wo er auch am Strand seine Klangforschungen mit Wind,  Wellen, Wasser und Sand betrieb.  Die Installation „submerged IV“ war  eines der Projekte des Oberpfälzers, an denen er seit längerem  arbeitete.
Vollath war ein Gründungsmitglied der Formation „Negerländer“ mit drei  Saxofonen und Schlagzeug/Perkussion. Anfänglich noch unter dem  spöttischen Namen „Die Original Negerländer“, erspielte sich das  kreative und musikalisch wegweisende Quartett schnell einen  exzellenten Ruf als innovatives, witziges und originäres Musikprojekt,  das sich wenig um stilistische oder Genregrenzen scherte.
Nach anfänglichen Erfolgen und Tourneen unter anderem mit dem Goethe- Institut in Westafrika, begann die Gruppe Stimmfilm zu vertonen und  mit Künstlern anderer Kunstgattungen – Dichtung, bildende Kunst, Tanz  – zusammenzuarbeiten. Mit dem Musiker und Wortkünstler Mike Reisinger  gründete Vollath vor knapp 20 Jahren 1996 das Duo de Clarinettes- Basses, das anfänglich häufig Lesungen und Multi-Media-Veranstaltung  musikalisch begleitete. In den letzten Jahren weitete er seinen  künstlerischen Aktionsradius noch einmal enorm aus. Er entwickelte  Improvisationskonzepte, forschte am Strand, in Höhlen und letztlich  immer auch in sich selbst nach Klängen, nach Geräuschen – danach das  Unhörbare, das Überhörte hörbar zu machen und es den Menschen  zugänglich zu machen. Dabei arbeitete er mit vielen befreundeten  Künstlern, Musikerinnen, Tänzern und anderen Kreativen zusammen.  Aufgeschlossen und neugierig liess er sich auf Neues ein, steuerte  selbst Neues bei und erschuf so nach und nach ein eigenwilliges Sound- Universum, das von seinem eigenen Ton auf dem Bariton und der  Bassklarinette bis hin zu Klanginstallationen wie „submerges IV“  reichte. Diese konzipierte er vergangenes Jahr für eine Ausstellung im  irischen Sligo, einem Zentrum für zeitgenössische Kunst.
Eine große und treue Fangemeinde hatte er in Ostbayern mit dem  Rostmond Orchestra, bei dessen legendären Weihnachtskonzerten er seit  Jahren seine humorvolle Seite ausleben konnte.  Mit den Negerländern  und den musikalischen Weggefährten Heinz Grobmeier und Bertl Wenzl und  vielen anderen, feierte er vor zwei Jahren in einem zweitägigen  Festival das 30-jährige Bestehen dieser Ur-Formation eines ungemein  vielseitigen und vielgestaltigen musikalischen Kosmos, der nun nur  mehr archivarisch weiterleben wird.

Michael Scheiner

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