Helmut Eisel und das Sebastian Voltz Trio spielen „Talking Sinatra“ in Hürth

IMG_3027Schon im März hatte Klarinettist Helmut Eisel im Hürther Bürgerhaus zusammen mit Joscho Stephan durch eine fulminante Mischung aus Klezmer und Gypsy-Swing begeistert. Dass Klezmer auch hervorragend zum Repertoire eines der größten Sänger der gesamten Musikgeschichte passt, das bewies Eisel zusammen mit dem Sebastian Voltz Trio und seinem Programm „Talking Sinatra“.

Selten war der Hürther Jazzkeller in der Hermülheimer Straße so voll wie anlässlich dieser Hommage an den Sänger, der die Jazzgeschichte entscheidend beeinflusste. Das von Eisel und dem jungen Pianisten Sebastian Voltz zusammengestellte Programm enthielt viele Sinatra-Klassiker wie „I’ve Got You Under My Skin“, „My Funny Valentine“ oder „New York, New York“. Im exzellenten Zusammenspiel mit den Musikern des Trios bürstete Eisel die bekannten Melodien gegen den Strich, ließ sie in harmonischen Brechungen leuchten und bewies sich als wahrer Verwandlungskünstler. Immer wieder ließ er sein Instrument rau und sexy wie ein Saxophon klingen, um kurz darauf schluchzend, lachend und jubelnd in die Welt des Klezmer einzutauchen. Damit warf er ein faszinierendes Licht auf den Sänger, der zwischen italienischstämmigen und jüdischen Familien im Kneipen- und Gangstermilieu der Kleinstadt Hoboken aufwuchs.

Im Vorfeld des Abends hatte Eisel Einblicke in die Quellen seines Musizierens gewährt. Die Musik des osteuropäischen Judentums hat ihren Namen aus dem Aramäischen und bedeutet wörtlich „Gefäß des Liedes“ oder „Gefäß der Musik“. Das sprachliche Bild des Gefäßes und die Tatsache, dass im Klezmer Instrumente als Erweiterung der Gesangsstimme verstanden werden, ermöglichen es Eisel, sich auch ohne Worte mit Sinatra auseinanderzusetzen. Das zeigte sich im Konzert gerade auch am Paradestück „My Wa“», das ursprünglich von Claude François nach einer gescheiterten Liebe geschrieben wurde. Unter dem Titel „Comme d’habitude“ erhielt die Melodie schon bald einen neuen Text, der die Ehe-Routine eines alten Paares beschreibt. In dieser Fassung lernte es Paul Anka in Paris kennen und schrieb schließlich den Text, mit dem Sinatra weltweit Erfolg feierte. „Wenn wir das Lied ohne Text spielen, dann ist es dem Publikum überlassen, ob es dabei mehr an „My Way“, an „Comme d’habitude“ oder an die Geschichte des verlassenen Liebhabers denkt. Das alles ist in der Musik drin und macht gerade die Faszination dieser Art zu erzählen aus“, beschrieb Eisel seinen Ansatz, der im Jazzkeller voll aufging. Den Rahmen des Musikprogramms bildeten zwei Auftritte von Schülerinnen und Schülern des Albert-Schweitzer-Gymnasiums. Mit denen hatte Eisel schon am Morgen einen Workshop veranstaltet und Klezmer-Weisen eingeübt. Auf seiner Klarinette spielend schritt Eisel das Schülerensemble ab, feuerte an und forderte die Jugendlichen zu solistischen Improvisationen heraus, die sie sich wenige Stunden zuvor wahrscheinlich noch nicht zugetraut hätten.

Günter Reiners, Vorsitzender des Jazzclubs Hürth, zeigt sich im Anschluss an das Konzert begeistert: „Dieser Abend war musikalisch ein Glanzpunkt der Saison. Helmut Eisel hat seine große Kunst unter Beweis gestellt und unser Anliegen aufgegriffen, den Nachwuchs zu fördern und für den Jazz zu begeistern. Dafür sind wir ihm doppelt dankbar und freuen uns darauf, Helmut Eisel auch in der kommenden Spielzeit wieder in Hürth begrüßen zu dürfen“, versicherte Reiners freudestrahlend.

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