Seit letztem Jahr war bekannt, dass das JazzFest Berlin unter einer neuen Leitung steht und eine unbestimmte Ungewissheit ging damit einher. Was wird passieren? Der englische Journalist Richard Williams folgt auf Bert Noglik, der in den letzten Jahren für das Programm die Verantwortung trug und es gut gemacht hat. Mit dem Wechsel, verändert das Programm seine Züge. Nicht zum Guten, nicht zum Schlechten, sondern zu etwas anderem, ebenso Mutigem.
Williams, geboren 1947 in Sheffield, hat in seiner langen Laufbahn schon viel Erfahrungen sammeln können, die weit über das Metier des Jazz hinausgingen. Er war unter anderem auch für den Sportressortleiter des „Independent on Sunday“ tätig und verfasste Bücher zu Formel 1 und zur Geschichte der Nummer 10 im Fussball, war von 1973-76 künstlerischer Leiter bei Island Records etc. pp.
Hier in Berlin programmiert er zum ersten Mal ein Jazzfestival. Er ist im besten Sinne weitgebildet und unvoreingenommen. Er hofft auf ein „Festival der neuen Gedanken, neuen Träume, neunen Wege, neuen Möglichkeiten, neuen Lösungen – und sogar der neuen Fragen …. Der Großteil der Musik wird erkennbar wie Jazz klingen. Manches vielleicht auch nicht. (…) Geschichte und Tradition des Jazz sind das Fundament, aber die Zukunft wird immer in den Händen einer neuen Generation liegen“, sagt er programmatisch bei der Vorstellung seines Programmes. Die Mischung scheint es herzugeben. Es gibt die Verbindungen über die Kontinente, es gibt die Binnenstrukturen, es ist eine weltläufige Auffassung der Aktivitäten im aktuellen Jazz. Dazu gehören natürlich die Auslassungen, die unvermeidlich sind. Und dazu gehört das Risiko, ohne dass kein Jazz zu haben ist. Ob die Komposition aufgeht? Abwarten. Und mithoffen.
Sein Programm kann man durchaus vergleichen mit der Aufstellung einer transnationalen Jazz-Mannschaft. Es reicht von Musikern aus Indien, über Australien und den USA bis Europa. 18 Bands mit über 120 Musiker*innen aus Australien, USA, Puerto Rico, Südafrika, China, Japan, England, Frankreich, Norwegen, Armenien, aus Berlin und vielen anderen Ländern und Städten.
Liste der Künstler*innen beim Jazzfest Berlin 2015
Haus der Berliner Festspiele – große Bühne
- Ambrose Akinmusire Quartet + Theo Bleckmann
- Divan of the Continents
- Tigran Hamasyan Trio
- Charles Lloyd Sextet
- Cécile McLorin Salvant Quartet
- Louis Moholo-Moholo Quartet
- Vincent Peirani Quintet
- Splitter Orchester + George Lewis
- Keith Tippett Octet+ Julie Tippetts
- Miguel Zenón Quartet
Haus der Berliner Festspiele – Seitenbühne
A-Trane
Akademie der Künste
Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche
Medienaktivitäten – „Jazz is like a virus“
Ferner bauen die Festspiele ihre Aktivitäten in den Medien aus. Neben der langjährigen Kooperation mit der ARD, werden vor allem auch die Kanäle in den sozialen Medien verstärkt ausgebaut. Natürlich hat der Festivalleiter Williams selbst auch seit langer Zeit ein eigenes Blog. Die Aktivitäten im Überblick:
- Richard Williams auf dem Berliner Festspiele Blog
- thebluemoment Blog von Richard Williams
- Jazzfest Berlin online
- Jazzfest Berlin Facebook
PS
Jazz ist vielleicht kein Virus, wohl aber viral. Und vital. Viren neigen schließlich leicht dazu, ihren Wirt in extreme, bisweilen lebensbedrohliche Schwierigkeiten zu bringen. Aber möglich, dass genau das die geheime Geschichte des Jazz ist.
Das nächste Jazzfest Berlin findet vom 5. bis 8. November 2015 statt. Das Programm wird am 19. September bekannt gegeben, der Vorverkauf beginnt am 25. September.
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