Nach neuen Statistiken hat die Gitarre das Klavier als beliebtestes Einstiegsinstrument abgelöst. Was bei den Amateuren im Trend liegt, hat die Profis längst erreicht: Musste die Gitarre in der improvisierenden Musik lange hinter die klassischen Jazzinstrumente zurücktreten, so wächst seit einiger Zeit die Zahl der innovativen Jazzgitarristen mit eigenen Bands und Projekten unaufhörlich. Unter dem Motto „Playing my guitar“ präsentiert nun der siebte BMW Welt Jazz Award bei den Sonntagsmatineen im BMW Welt Doppelkegel sechs aus verschiedenen Nationen stammende, faszinierende Vertreter, die die Bandbreite dieses Instruments kreativ und klanglich ausschöpfen.
Für die JazzZeitung sprach Andreas Kolb mit Helmut Käs, dem Leiter der BMW Welt über das Münchener Jazz-Event und über die BMW-Markenwelt.
JazzZeitung: Herr Käs, Sie sind seit Juli 2014 neuer Leiter der BMW Welt. Welche Neuigkeiten gibt es im „verflixten 7. Jahr“ des BMW Welt Jazz Awards?
Helmut Käs: Das „verflixte 7. Jahr“ wird es mit Sicherheit nicht sein, das kann ich mir nicht vorstellen. Das Format, das wir gemeinsam mit der Stadt München sowie unseren Partnern in die siebte Saison starten, ist inzwischen gut etabliert. Was mit Sicherheit jedes Jahr neu ist, ist das Motto: „Playing my guitar“. In der Historie haben wir für BMW Welt Jazz Award die Mottos gewählt, in denen der Jazz seine Vielfalt zeigen kann und eben auch die Jazz Instrumente. Dieses Jahr ist es also die Gitarre.
JazzZeitung: Die Reihe BMW Welt Jazz Award ist mittlerweile zu einem richtigen Jazztreffpunkt in der Stadt geworden. Wie sehen Sie das als Verantwortlicher des Hauses?
Käs: BMW ist seit über 40 Jahren in der internationalen Kulturförderung aktiv. Klassische Musik und Jazz spielen dabei wichtige Rolle. Viele im München kennen unsere klassischen Veranstaltungen „Oper für alle“ oder „Nachtmusik der Moderne“. BMW Welt Jazz Award ist auch sehr beliebt bei den Münchnern. Vor unseren Sonntagsmatineen, die im Doppelkegel stattfinden, bilden die Jazz-Liebhaber eine lange Schlange, um rechtzeitig einen Sitzplatz zu ergattern! Das freut uns natürlich. Denn das ist ein klares Zeichen, dass wir mit dem BMW Welt Jazz Award unsere Zielgruppe ansprechen.
JazzZeitung: Inwieweit sind Sie selbst schon mit Jazz in Berührung gekommen?
Käs: Ich bin eher am Rock und Pop interessiert, aber ich lasse mich gerne inspirieren und auch von dem Jazzfieber in der BMW Welt anstecken.
JazzZeitung: Dass man sich hier traut, Jazz im Sinne von innovativ und zeitgenössisch und modern zu bringen anstatt einer Unterhaltungsmusik für flanierende Gäste, das ist sehr bemerkenswert und gehört wahrscheinlich auch zur Philosophie der BMW Welt, oder?
Käs: Ja klar, denn unser Ziel ist, einmalige Kundenerlebnisse zu schaffen, die man so nirgendwo finden kann. So zum Beispiel die Motorradshow mitten im Haus, indem ein Profi Stuntfahrten vorführt. Oder Probefahrten mit einem BMW i3 auf der Plaza der BMW Welt. Überraschungseffekt bei unseren Gästen ist groß. Und die Begeisterung! Genau so sind Jazz-Sonntagsmatineen – unkonventionell und damit passen sie sehr gut in die BMW Welt.
JazzZeitung: Das Haus der BMW Welt ist dafür bekannt, dass es einer der größten Publikumsmagnete Bayerns geworden ist. Und das ergänzt sich wunderbar mit der ebenso starken Wirkung des Jazz. Welche Verbindung gibt es zwischen der Marke und dem Event?
Käs: In der BMW Welt bieten wir im Laufe des Jahres ein sehr vielfältiges Programm an. Unser Anliegen ist dabei immer, unsere Besucher zu begeistern und neue Impulse zu geben. BMW Welt Jazz Award bringt München noch aktiver in Berührung mit dem Jazz und schafft eine Plattform für Künstler.
JazzZeitung: Nochmals zum Publikumsmagnet nachgefragt. Wo sind Sie 2015 mit der BMW Welt angekommen?
Käs: Wie sich die BMW Welt in den vergangenen Jahren entwickelt hat, ist sehr beeindruckend. Das betrifft auch die Zahlen, aber nicht nur. Die BMW Welt ist dazu da, dass die Besucher die Marken der BMW Group erleben können. Und natürlich, um zahlreiche Veranstaltungen zu besuchen, die bei uns rund um das Jahr stattfinden, sei es Musik, Sport oder zum Beispiel Familiensonntage. Die BMW Welt ist mit ihrer wegweisenden Architektur des Architekturbüros Coop Himmelb(l)au schon fast zu einem Symbol für München geworden. Das klassische Bild von München mit Bierkultur und Oktoberfest ändert sich gerade. Als Bild für das moderne München findet man inzwischen die BMW Welt auf der Titelseite von einigen Reiseführern, darauf sind wir natürlich sehr stolz.
JazzZeitung: BMW Welt ist ein internationales Unternehmen. Wenn ich ins Haus komme, dann sehe ich Besucher aus aller Herren Länder. Viele Interessenten, Liebhaber, Menschen, die die Autos streicheln…
Käs: Genau das ist unsere Aufgabe: Besucher, Freunde oder Kunden zu Fans machen. Es ist wie im Fußball, Fans sind unbezahlbar, sie stehen immer zu einem.
JazzZeitung: Sie haben mit dem Doppelkegel und dem Auditorium zwei wunderbare Veranstaltungsräume. Was wird noch so gespielt?
Käs: Wir haben ganz unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen, Konzerte, Filmpremieren, Lesungen. Im Dezember hat Coldplay im Auditorium sein einziges München-Konzert gegeben. Eine Woche davor hat Olly Murs in der BMW Welt sein neues Album präsentiert. Donna Leon, eine bekannte Krimiautorin, hat hier eine Lesung gemacht. Wir bekommen viele Anfragen von Künstlern – das zeigt uns, dass unser Haus als Veranstaltungslocation auch in der Künstlerszene etabliert ist.
JazzZeitung: Es ist aber noch kein Krimi hier im Haus gedreht worden, oder?
Käs: Noch nicht, aber ich könnte mir vorstellen, dass die eine oder andere Szene eines Krimis auch in der BMW Welt spielen kann.
JazzZeitung: Inwieweit ist denn die BMW Welt im Bereich der BMW Group auch Kulturförderer?
Käs: Die BMW Welt selbst ist kein Kulturförderer, sondern die BMW Group. Wir freuen uns, wenn wir beim Engagement unterstützen können. Speziell Jazz liegt BMW am Herzen: die Leipziger Jazztage, der BMWJazz Club in Warschau, das BMW Brazil Jazz Festival in Sao Paulo und Rio de Janeiro oder auch JZ Shanghai Music Festival. Also man sieht schon, das Engagement der BMW Group ist international. Und München mit der BMW Welt spielt in Deutschland eine wichtige Rolle.
JazzZeitung: Der Jazz Award 2015 ist wieder einmal sehr international: Es sind Musiker aus den USA, Israel, Dänemark, Frankreich und Österreich da.
JazzZeitung: Haben Sie schon einen Favoriten?
Käs: Ein Teilnehmer hat sich sehr stark von Van Halen inspirieren lassen: Der Däne Carl Mörner Ringström und sein Majestic Orchestra. Da ich mehr auf Rock stehe, würde er mir eher zusagen.
Auswahlmatineen jeweils sonntags 11:00 bis ca. 13:30 Uhr im Doppelkegel der BMW Welt:
18. Januar 2015 Michel Sajrawy Trio
25. Januar 2015 FAT – Fabulous Austrian Trio
08. Februar 2015 Camila Meza Quartet
22. Februar 2015 Hellmüller Risso Zanoli
08. März 2015 Manu Codjia Trio
15. März 2015 Carl Mörner Ringström Majestic Orchestra
Der Eintritt ist frei, die Kapazität jedoch begrenzt. Es besteht daher keine Sitzplatzgarantie. Der Einlass erfolgt ab 10:30 Uhr.
Finale im Auditorium der BMW Welt um 19:00 Uhr:
18. April 2015 Abschlusskonzert mit den zwei nominierten Finalisten.