Man müsste es schon genauer beschreiben. Hat man als Hörer eigentlich ein Anrecht darauf, dass Jazzmusiker etwas zu imporovisieren wissen? Bei einem klassischen Konzert bekommt man ja ein Programm, wo drauf steht, was gespielt werden wird. Das ist bei Jazzkonzerten eher selten der Fall.
Ich frage nach: Vor geraumer Zeit hat Felix Janosa auf Facebook von einem Konzerterlebnis mit Keith Jarrett berichtet. Der habe in Paris ein Konzert gegeben und dieses nach einer gewissen Zeit abgebrochen. „I have no more music in me!“, soll er gesagt haben.
Ich bin nicht sicher. Aber was soll man da machen? Muss ein Musiker dann wie in einem Werksvertrag irgendwie doch weitermachen. Vielleicht hätte Jarrett ja auch einfach ein paar Bach-Präludien hinten an setzen können. Wenn er nicht genug Musik in sich hat, dann gibts ja auch noch genug andere Musik außer ihm. Profi genug ist er ja.
Siggi Becker hat Verständnis für den Musiker.
Kann ich nachvollziehen. Wenn man das Video Art of Improvisation kennt, weiss man das er nichts mehr hasst als handwerkliche Repetition. Und wenn man raus ist, ist man raus. Da bleibt dem guten Keith nix anders übrig als noch a bisserl an sich zu arbeiten… (Quelle: Facebook-Eintrag von Siggi Becker)
Gibt es hier Erfahrungen von Musikern und Musikerinnen, die sich schon mal in einer ähnlichen Situation befunden haben. Oder wie sieht das? Spult man dann routiniert die Zeit runter. So wie beim Fußball, wo man versucht den Ball in den eigenen Reihen zu halten, um es über die Zeit zu bringen. Oder anders gefragt, was kauft man denn mit dem Eintrittsgeld bei einem Jazzkonzert? Ein bestimmte Zeitlänge Unterhaltung? Oder ist das eben nur so Marotte, sich wichtig nehmen? Oder was ganz anderes?
das habe ich bei jedem zweiten konzert. manchmal fällt mir erst nach einer halben stunde überhaupt erst was ein, manchmal fällt mir nach einer stunde nichts mehr ein. da muss man durch. ich gebe reine improvisationskonzerte.
wanja belaga
Was mich interessieren würde, wie reagiert das Publikum dabei?
zur frage nach der reaktion des publikums beantworte ich mit einen bonmot, oder besser einer anekdote:
die erste halbe stunde eines solo-konzertes im münchner gasteig bestritt ich mit mal mehr, mal weniger gelungen akkordfolgen, mal zerlegt, mal als staffeln gespielt, ei n rückzug sozusagen auf wohlbekannte strukturen, gut um reinzukommen, wenn man nicht von beginn an goldene einfälle hat. nach einer halben stunde war ich am schwitzen und fragte mich, wann den endlich die muse vorbeikommt und mir etwas eingebung einflüstert, damit ich endlich auch etwas musik machen wüde, mir war es bereits peinlich. endlich konnte ich mich dann aber an etwas aufhängen und fing an- wie ich meinte- etwas musikalischs zu erarbeiten. meine nervosität fiel etwas ab und es wurde noch was an dem abend.
nach dem konzert sprechen mich zwei damen an:“ großartig wie sie in der ersten stunde uns in ungeahnte klangsphären entführt haben, wir sind dahingeschwommen und haben es genossen. nach einer halben stunde wurde es dann etwas ruppiger und anstrengender, etwas schwerer zu verstehen, aber die erste halbe stunde haben wir es wirklich genossen!“
das zu dem thema… ;-)))
Hihi ;)
jazz – ist musik im Moment, im augenblick – ist immer Improvisation. klar, gibt es auch bei mir tage, an denen nicht viel läuft, kaum Ideen, zurückgreifen auf alte einfälle usw. dann wieder tage an denen die ideen nur so sprudeln, freie Entfaltung in freier musik – sehe es aber wie wanja: da muss man durch – reine improvisationskonzerte !! das ist jazz. es gibt letztlich eben nicht sooo viele Profis: Pat Martino sei hier genannt als absoluter meister der Perfektion auf höchstem niveau. so etwas gibt es aber nicht oft…….. . f
elix hanton