Die Verleihung des diesjährigen Echo Jazz fand in der Hamburger Kampnagelfabrik statt – bei 30 Grad draußen und gefühlten 40 drinnen. Wasserflaschen auf dem jedem Sitzplatz ließen die Gäste vom Protest absehen. Die Zahl der Kameras kam der Zahl der Preisträger ziemlich nahe. Man ahnte schon, daß die Fernsehsendung ein paar Tage später die Verleihung in den üblichen Drei-Sekunden-Häppchen abspulen würde. Die Zahl der Kameras war aber sicherlich höher als die Zahl der tatsächlich anwesenden Preisträger. Auf die internationalen Kategorien könnte man getrost verzichten, wenn die ausländischen – namentlich die amerikanischen – Künstler, wie geschehen, durch Abwesenheit glänzen, denn allein unsere eigenen Leute sind einen Echo Jazz wert: Joachim Kühn, Michael Wollny, Heinz Sauer, Dejan Terzic, Arne Jansen, Till Brönner, Max Mutzke usw .
Jazz als Fernsehshow – das kann nicht gut gehen. Die Tontechnik versagte an markanten Stellen, der Sound im Saal war grottenschlecht, weil hier anscheinend gespart wurde – der Fernsehzuschauer merkt’s eh nicht. Nicht zu vergessen die Lippenbekenntnisse der einführenden Redner – Kultursenatorin und NDR-Intendant. Da bleibt allein Gorny gut, der auch an dieser Stelle die einmalige Rolle des Jazz für die Kultur unserer Gesellschaft hervorhob, gekennzeichnet durch Kreativität, Innovation und Spontanität auf höchstem künstlerischen Niveau. Es hätten die einzigen Worte bleiben und die Musik folgen sollen; aber da gab es noch den Moderator vom NDR-Talk, Hubertus Meyer-Burkhardt, der erreichte, dass mehr gesprochen als musiziert wurde. Und nebenbei ein Gefühl für Jazz als Kellerkind der Dixielandclubs in den 50er-Jahren vermittelt.
Teilweise instinktlose Entscheidungen waren bezüglich der Laudatoren getroffen worden. Einzig Nils Wülker und Ingolf Lück fassten die Ehrungen in gut vorbereitete und angemessene Sätze. Es ist eh erstaunlich, wie wenig präpariert Laudatoren, aber auch die Preisträger, auf die Bühne gehen und das Publikum sozusagen mit gesagtem Nichts quälen.
Sei’s drum: Besonders unsere jungen Preisträger dürfen sich freuen, und das anschließende netzwerkfördernde Come together ist allein schon eine Reise zum Echo Jazz wert. Er soll auch 2015 wieder in Hamburg vergeben werden.
Hamburg und der liebe Jazz – die werden auch in diesem Jahrtausend nicht mehr zusammen finden.
Danke für diesen aufschlussreichen Bericht. Ich möchte nur hinzufügen, dass der ECHO kein Künstlerpreis ist, sondern einer der Musikindustrie. Es wäre um einiges schöner, wenn, ähnlich wie beim GEMA-Musikautorenpreis, der Preis von einer unabhänigen Jury vergeben werden würde. So bleibt immer ein Geschmäckle dran kleben.