Levantino: „Chapter One“ – ein „musikalisches Kaleidoskop“ als erstes Kapitel….

Von Friederike Jurth – Im März diesen Jahres erscheint es: Das im Sommer 2013 produzierte Debütalbum „Chapter One“ unseres Newcomers Levantino – ihr „erstes offizielles Kapitel“, an das das Trio die Hoffnung knüpft, „anzudeuten wer wir sind, was wir mögen“ und „wohin es gehen kann.“ Gut fünf Jahre ist es her, dass die Brüder Max Bloching (Kontrabass), Michl Bloching – (Bassklarinette, Klarinette,  Tenorsaxophon, Akkordeon und Gesang) sowie Tom Wörndl (Gitarre) „Levantino“ gründeten. Das war noch während der gemeinsamen Schulzeit auf dem Gymnasium in Bad Aibling. Zu Anfang, genauer von 2006 bis 2010, war das jetztige Trio noch ein Quartett und hatte einen weiteren Akkordeonisten. Man spielte Klezmer und Musik italienischen Stils aus den 50er-Jahren auf Hochzeiten und in Hotelbars und legte den Grundstein dafür, die Musik zur Profession zu machen.

Heute sind die drei Youngster ihren musikalischen Kinderschuhen entwachsen und experimentieren mit einem Mix aus verschiedenen Genres wie Gypsy, Indie-Rock, Filmmusik, Klezmer und Jazz, den sie spielerisch mit Elementen aus Tango oder Reggae versehen. „So richtig hat das erst mit der Vorbereitung für ‚Chapter One‘ angefangen. Also Ende 2012…“, erzählt Michl Bloching. „Unser Stil hat sich eindeutig geändert, als wir damit begonnen haben, eigene Stücke zu schreiben und nicht nur zu arrangieren. Entscheidend ist auch, dass jeder von uns Stücke in einem anderen Stil schreibt.“ Somit wird klar, woher diese Vielfalt an musikalischen Einflüssen in Levantinos Musik rührt, die von unterschiedlichsten Vorbilden aus „E-“ und „U-“ Musik wie Giora Feidmann, Sophie Hunger, Macklemore, dem New Yorker Jazztrio „The Bad Plus“ oder den „Queens of the Stone Age“ inspiriert und geprägt ist.

Die besondere Liebe der Drei gilt der Improvisation, aber auch anderen Ländern und Sprachen: So suchten und dichteten sie für ihre neue CD unter anderem Songtexte in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch. In „Chapter One“ findet sich kaum ein Song, der nicht wie ein musikalisches Kaleidoskop aus mehreren verschiedenen Stilen gestaltet ist, die ganz natürlich und organisch ineinanderfließen. Es scheint, als würde man in jedem Song ein Farbenspiel beobachten, das sich durch stetiges Beimischen neuer Farben so lange wandelt, bis das ganze Bild ein Neues geworden ist. Ein Beispiel hierfür ist der 4. Song „Barcelona“: Er beginnt mit einem melancholisch wirkenden Akkordeonsolo, das zunächst nur von einigen langsamen Schlägen der Drums begleitet und von einer dezenten Gitarrenlinie unterlegt ist, geht dann über in ein Mischung aus Klezmer und Rock und verändert sich schließlich in temperamentvollen, schnellen „Vollblut-Rock“. Und wo beim plastischen Kunstwerk verschiedene Lichteinstrahlungen und Schattierungen ihren Anteil zur stetigen „Erneuerung“ und Verwandlung leisten, wird bei Levantino mit Klangeffekten gespielt – wie zum Beispiel im 7. Titel „Numb“, der mit einem experimentell eingesetzten Flageolett der Klarinette beginnt, das dann mit dumpfen Schlagzeugbeats kombiniert wird, die wie eine Art Herzschlag erscheinen. Chapter One ist ein stetiges Spiel mit Hörerwartungen und Überraschungen.

"erstes Kapitel" des Trios Levantino
„erstes Kapitel“ des Trios Levantino

Die Aufmachung des Covers und Booklets von „Chapter One“ zeichnet in ein visuelles Bild von dem, was man zu hören bekommt: Es ist kein traditionell gehaltenes Booklet mit einer Auflistung von Songtexten, sondern enthält eine Reihe privat anmutender Fotos, die das Trio nicht auf der Bühne, sondern in persönlichen Situationen zeigen. Zum Beispiel findet sich ein Bild der drei vor einem verlassenen Schäferhaus auf einer Mittelmeerinsel, in dem sie einige Zeit gelebt und gearbeitet haben, daneben ein Foto, dass in den frühen Morgenstunden nach einem Konzert im Piemont aufgenommen wurde und ein Schnappschuss von Neujahr 2013.

Auch wenn die Karriere erst kürzlich begonnen hat, sind bereits einige Erfolge zu verzeichnen: 2012 erhielt das Trio den Kulturpreis seiner Heimatlandkreises Rosenheim, im Herbst 2013 folgte der  Landeswettbewerb CREOLE und im März diesen Jahres werden sie in der Endrunde des Nachwuchspreises der Jazzwoche Burghausen antreten.

CD-Tipp:
Levantino: Chapter One, GLM Music 2014