Über vier Stunden hat es gedauert und der Gewinner des 6. Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis stand fest: Das englische Elliot Galvin Trio. Alle fünf Teilnehmer des Finales haben für große Begeisterung beim Publikum gesorgt. Zum Auftakt des diesjährigen Wettbewerbs zeigte das Münchner Trio Levantino, dass musikalisches Können nicht allein vom Alter abhängt. Die Youngsters präsentierten mit viel Gefühl ihre wunderbare Mischung aus Jazz, Gipsy, Swing der dreißiger Jahre und modernen Grooves und eroberten die Herzen der Zuschauer im Sturm. Gefolgt wurde Levantino von der dänischen Formation Elliott. Die drei jungen Herren schafften es im Handumdrehen, auf der Bühne musikalische Filmsequenzen entstehen zu lassen. Mit wärmenden Tönen und sanften Harmonien erschufen sie Klangskulpturen, die ihren skandinavischen Einfluss nicht leugnen können. Jeweils 20 Minuten spielten die Bands, nach jedem Set zog sich die Jury zurück, um erste Eindrücke wirken zu lassen und die Ohren für die nächste Band zu klären. Als dritter Teilnehmer des Finales trat das Elliot Galvin Trio an, dessen Pianist auch Namensgeber der englischen Band ist. Stilistisch breit aufgestellt scheuten sie sich nicht, auch Pop-Elemente und Experimentelles aufzunehmen, zu überraschen und dann wieder Bekanntes in ihr Werk einfließen zu lassen.
Die vierte Formation war auch gleich mit vier Musikern besetzt: das Igor Osypov Quartet. Die „Multi-Kulti-Band“ aus vier Nationen hat sich in Berlin zusammen gefunden und allesamt huldigten sie gekonnt ihren US-amerikanischen Vorbildern, nicht nur in der Bühnenerscheinung. Der polnische Pianist Artur Tuznik überzeugte mit seinem Tastenspiel dermaßen, dass zum erneuten Mal der Solistenpreis, dotiert mit 1.000 EUR, ausgelobt und ihm verliehen wurde: „Ein Pianist, der grandios jede Stimmung assimiliert und über eine immense Palette an Klangfarbe verfügt. In jeder Sekunde mannschaftsdienlich und gleichzeitig solistisch brillant.“ (Reinhard Köchl)
Die Abschlussband des gestrigen Abends war die größte Formation des diesjährigen Nachwuchspreises: The WorldService Project. Mit viel Entertainment und noch mehr Punk brachten sie die Wände des Stadtsaals zum beben. Dabei kam aber weder die musikalische Finesse noch der britische Humor zu kurz.
Die Auswahl war für die Jury nicht einfach. Die Wahl fiel schließlich einstimmig auf das Elliot Galvin Trio mit der Begründung: „Dekonstruktion macht Spaß. Das Eliot Galvin Trio spielt mit den Gewissheiten und Gewohnheiten der Tradition. Klavierklänge bröckeln, Rhythmen zerfallen, nicht, um zu zerstören, sondern um am Ende des Stücks zu neuen Ideen und Formen zu gelangen. Das Piano Trio aus London würzt seine Experimente dabei mit einer konsequenten Prise Humor, so dass eine ebenso intelligente wie unterhaltsame Mischung aus Konzept und Innovation entsteht, die dem Genre Perspektiven über das Bekannte hinaus vermittelt. Very British!“ (Ralf Dombrowski)
Wieder einmal ist der Europäischen Burghauser Nachwuchs-Jazzpreis zu einem vollen Erfolg geworden. Der Publikumsandrang war so immens, dass die IG Jazz zeitweise die Türen schließen musste, um eine Überfüllung des Stadtsaals zu vermeiden. Der Nachwuchspreis als Auftakt zur Internationalen Jazzwoche Burghausen ist mit der sechsten Ausgabe einmal mehr als feste Bestandteil des Festivals bestätigt worden.