5 Fragen an: Dombert’s Urban Jazz – Konzert im Studio 2 des BR

SONY DSC„Bühne frei im Studio 2“ heißt es wieder am 26. März im Bayerischen Rundfunk. Dombert’s Urban Jazz spielen in der Besetzung Andreas Dombert, Gitarre und Komposition; Peter Sandner, Electronics; Lutz Häfner, Saxophon; Henning Sieverts, Bass; Matthias Meusel, Schlagzeug und Ralf Oberleitner, Videokünstler ab 20 Uhr. Anlässlich dieses Events veröffentlichen wir hier unser Kurzinterview mit Andreas Dombert von  Klaus Hübner aus der Printausgabe 4-13:

Jazz ist seinem Wesen nach urban. New York, Chicago, Bonn. Dort, in der ehemaligen Bundeshauptstadt eröffnete Dombert’s Urban Jazz im vergangenen Jahr das Jazzfest Bonn mit einem allseits beachteten Auftritt. Fotoimpressionen im Booklet des zweiten Tonträgers „16/8“ spiegeln diesen Gig wieder. Inhaltlich-musikalisch ruht die Band sich nicht auf vergangenen Lobeshymnen aus sondern schreitet mit selbstbewusst gewölbter Brust ins nächste Kapitel individuellen Tuns hinein.

JazzZeitung: Welche Bedeutung hatte der erste Tonträger in der Reihe „Jazz-thing Next Generation“ für Dombert’s Urban Jazz?
Andreas Dombert: Es war der Start für die Suche danach, wie wir elektronische Instrumente improvisatorisch in den Jazz einbauen können. Computer und Synthesizer wollen wir als normales Jazzinstrument behandeln. Das macht bei uns der „Dorsch“, der richtig Peter Sandner heißt. Vor vielen Jahren begannen wir mit derartigen Experimenten. Seit dieser ersten CD arbeiten wir kontinuierlich am eigenen Stil.

JazzZeitung: Ist das zweite Tonträgerprojekt schwieriger als das Debüt?
Dombert: Es scheint sogar leichter geworden zu sein, obwohl die Arbeit daran intensiver und komplexer war. Mit Lutz Häfner, Henning Sieverts, Matthias Meusel, Peter Sandner und mir ist inzwischen eine „richtige“ Band gewachsen, die auch live in dieser Besetzung spielt. Bei der ersten CD war alles noch mehr zusammengewürfelt, jetzt hat sich ein Bandsound heraus gestellt und wir wussten sofort, in welche Richtung es gehen sollte. Die erste CD war für uns noch absolutes Neuland. Während wir beim Erstling offener experimentiert haben – Rauschimprovisationen und Wasserspiele hinter einem Kontrabasssolo – finden sich auf „16/8“ ausdrücklich komponierte Songs. Sie wirkt homogener und reifer.

JazzZeitung: Was soll der Titel „16/8“ aussagen?
Dombert: Entweder „16/8“ oder „sechzehn zu acht“. Primär hat er uns gut gefallen, weil wir es mögen, wenn der Titel nicht aus einem klar definierten Wort besteht. Die Musik ist natürlich sehr achtel- und sechzehntellastig, auf der Platte wird kaum geswingt. Das Verhältnis sechzehn zu acht ist ja zwei, was wiederum für Peter Sandner und mich gültig ist. Es ist ein vielschichtiger Titel. Eines unserer Stücke heißt so, und Peter hatte damals den Songtitel vorgeschlagen. Bei dieser CD hat es sich angeboten, diesen Titel zu übernehmen.

JazzZeitung: Warum taucht das Wort „urban“ im Bandnamen auf?
Dombert: Dieses Wort ist ganz wesentlich für die Band. Als Peter und ich damals die Band gründeten, experimentierten wir mit elektronischen Klängen und Jazzgitarre. Uns war von Anfang an klar, dass wir einerseits viel an der Dynamik arbeiten und andererseits viele Aspekte von Musik beleuchten wollten. Wir verfolgen nicht nur eine Richtung sondern konzentrieren uns auch auf städtische Klanginspirationen, die aber nicht nur frei, wild oder laut sind. In der Stadt existieren auch idyllische Plätze, neben U-Bahnen und anderen Lärmquellen. Die Verschmelzung dieser Einzelteile kann man, glaube ich, in unserer Musik ganz gut heraushören. Ein Teil ist traditionell ausgeschrieben, wird aber durch die Elektronik gebrochen.

JazzZeitung: Jazz und Samples ergeben einen ungewöhnlichen Sound. Welches Verhältnis haben sie zueinander?
Dombert: Ich habe anfangs die Elektronik in anderen Jazzprojekten so wahrgenommen, dass irgendwelche Samples aufgenommen wurden, die während des gesamten Songs einfach durchliefen, während Musiker etwas dazu gespielt haben. Uns fehlte allerdings die Interaktion dabei, dass mit Computer, mit Samples, mit Synthesizer wirklich auch live zum Beispiel ein Solist begleitet werden kann: Ich spiele einen Lauf auf der Gitarre, Peter würde auf ein Plug-in zugreifen, das ein rhythmisches Element bricht und er setzt eine Sechzehntel-Random-Kette kommentierend dazu.
Das kann man nicht programmieren, da muss jemand technisch-musikalisch fit sein und es bedarf einer großen Vorbereitung. Diese Verbindung ist für Dombert’s Urban Jazz ein starkes Wesenselement, was uns von anderen Gruppen unterscheidet. Für unsere Generation ist die elektronische Musik ganz natürlich und kein Fremdkörper, wir sind damit aufgewachsen.
Insofern ist es eher befremdend, dass man noch immer eher selten elektronische Komponenten in einer Band einsetzt. Oft fehlt mir dann etwas in der Musik, und ich fände es toll, wenn eine elektronische Klangfarbe den Bandsound bereichern würde. Kokettieren wollen wir allerdings nicht damit, sondern die Elektronik als normales Instrument nutzen.


CD-Tipps
• Dombert’s Urban Jazz: Chameleon
Double Moon Records DMCHR 71083
• Dombert’s Urban Jazz: 16/8
Double Moon Records DMCHR 71128