„Ein Kellerloch als Tor zur Welt“ – so lautet der stimmige Titel eines Buches, das anlässlich des 40-jährigen Jubiläums im ConBrio Verlag erschienen ist (derzeit nur mehr antiquarisch erhältlich). Und treffender lässt sich die frisch renovierte Residenz des JazzStudio Nürnberg am Fuß der Burg wohl kaum umschreiben. Denn die Liste der absoluten Topstars, die früher oder später zu Besuch in der Lebkuchenhauptstadt waren, ist lang und illuster. Ende der 50er- und Anfang der 60er-Jahre waren durch die Zusammenarbeit mit dem Konzertbüro Lippmann & Rau alle Größen der Jazzszene in Nürnberg zu Gast: Ella Fitzgerald, Miles Davis, Duke Ellington, John Coltrane oder das Modern Jazz Quartet. Nach ihren Auftritten in der Alten Messehalle oder im Lessingtheater traf man sie oftmals noch in den Kellerräumen des JazzStudio an.
Ein gesellschaftliches Ereignis mit 2.000 Besuchern wurde das seit 1966 alljährlich stattfindende Festival „Jazz Ost-West“, das während des Kalten Krieges als Begegnungsstätte zwischen Jazzmusikern aus Ost und West diente. Nach dem Zerfall des Ostblocks verlor das Festival an Bedeutung, die Zuschauerzahlen gingen zurück, 2002 wurde es das letzte Mal veranstaltet.
Auch mit einem Generationenwechsel hatte man nach dem Ausscheiden so bedeutender Persönlichkeiten wie zum Beispiel Walter Schätzlein zu kämpfen. Nach einer krisengeschüttelten Zeit vor rund zehn Jahren machte man sich auf Sponsorensuche, steckte 135.000 Euro in eine Renovierung. Heute steht der Club finanziell so gut da wie nie zuvor.
Die rund 200 Mitglieder des JazzStudio e.V. werden von fünf ehrenamtlichen Vorständen betreut, für einen reibungslosen Konzertablauf sorgen weitere 20 ehrenamtliche Mitarbeiter, eine Teilzeitkraft ist fest angestellt. Nach wie vor hat man sich der „Pflege des Jazz“ verschrieben. Das Jazzstudio wird zu 40 Prozent von der Stadt Nürnberg und dem Bezirk Mittelfranken finanziert, 30 Prozent des Budgets wird durch Eintrittsgelder und 20 Prozent durch die Mitgliedsbeiträge gestemmt. Durch Spenden und Fremdanzeigen im Programm konnte zum Beispiel ein neues Klavier angeschafft und die Räume renoviert werden.
Rund 99 Zuschauer finden in den engen Räumlichkeiten des Kellers im Nürnberger Burgviertel Platz. Für größere Konzerte konnte die Tafelhalle als Partner gewonnen werden. Konzerte mittleren Kalibers finden in Zukunft auch im nahe gelegenen Eppeleinsaal statt, wo um die 200 Zuschauer Platz finden werden.
Mit JazzTime Nürnberg wird eine von den Clubmitgliedern Alfred Mangold und Ulrich Wallauer-Faderl moderierte Rundfunksendung angeboten. Gefördert wird das Programm maßgeblich von der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien (BLM), wie auch von Radio F. „On Air“ ist JazzTime Nürnberg jeden Donnerstag von 22 bis 23 Uhr auf den Sendefrequenzen von Radio F (auf UKW 94,5 und den Kabelfrequenzen 98,25 und 98,35).
Eine enge Zusammenarbeit verbindet das JazzStudio seit einigen Jahren auch mit der Hochschule für Musik Nürnberg. Dozenten und Studenten bekommen hier die Gelegenheit, sich der Öffentlichlkeit zu präsentieren. Jazzabende der verschiedenen Instrumentalklassen werden regelmäßig versanstaltet, und seit 2011 wird gemeinsam mit der Hochschule und dem Nürnberger Jazzmusiker-Verein die Konzertreihe „Young Lions On Stage“ organisiert. Über zwei Wochen lang erhalten die „Rising Stars“ die Gelegenheit, im JazzStudio ihr Können zu zeigen.
Das 60-jährige Bestehens feiert das JazzStudio in Kooperation mit der Nürnberger Tafelhalle mit einer Jazzwoche im April und internationalen Größen wie dem Chico Freeman Quartet (7.4. Tafelhalle), dem Heliocentric Counterblast – A Tribute To Sun Ra (4.4. Tafelhalle), Aki Takase mit Han Bennink am Schlagzeug (9.4. Tafelhalle) oder dem Panzerballett als Gäste (5.4. Künstlerhaus (K4) Festsaal, Königsstr. 39). Ein Festakt für Mitglieder des JazzStudio und geladene Gäste findet am Gründungsdatum, dem 2.4., in der Tafelhalle statt. Ab 20 Uhr kann auch das interessierte Publikum „Swank“ mit den Local Heroes Hubert Winter, Sebastian Strempel, Jürgen Neudert, Michael Flügel, Markus Schieferdecker und Joachim Leyh lauschen. Eine Fahrt in die Frankenmetropole lohnt sich also allemal.
Jazzwoche Nürnberg 2014
60 Jahre JazzStudio Nürnberg
60 Jahre Jazz in Nürnberg
2. April bis 9. April 2014 – Konzertübersicht
Mi, 02.04.2014, 18 Uhr
Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62
Festakt im Foyer
für Mitglieder des JazzStudio Nürnberg e.V. und geladene Gäste. Es spielen
Local Heroes
Swank
Hubert Winter sax/ Sebastian Strempel tp/ Jürgen Neudert tb/ Michael Flügel p, rhodes/ Markus Schieferdecker b/ Joachim Leyh dr
Ab 20 Uhr: Doors open
Do, 03.04.2014, ab 19 Uhr
Eppeleinsaal, Jugendherberge, Burg 2
JazzStudio, Paniersplatz 27/29
Tag der Hochschule für Musik Nürnberg (HfM)
Big Band der HfM im Eppeleinsaal (19 Uhr)
Weitere HfM-Ensembles im JazzStudio (ab 21 Uhr)
Fr, 04.04.2014, 20 Uhr
Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62
The Art of Jazz, Konzert Nr. 176
Heliocentric Counterblast – A Tribute to Sun Ra
Nikolaus Neuser tp/ Kathrin Lemke as/ Dirk Steglich fl, ts/ Andreas Dormann bars/ Florian Juncker tb/ Niko Meinhold p, space-keys/ Mike Majkowski b/ Philipp Bernhardt dr
Anschließend (ab 23 Uhr) im JazzStudio: Paul Geier legt auf und erzählt Geschichten aus der Gründerzeit: „Jazzerleben in Vinyl“
Sa, 05.04.2014, 21 Uhr
Künstlerhaus (K4) Festsaal, Königstraße 93
Grenzgänger im Jazz
Panzerballett
Alexander von Hagke sax/ Jan Zehrfeld g, comp, arr/ Josef Doblhofer g/ Heiko Jung b/ Sebastian Lanser dr
Sonntag, 06.04.2014, 11 Uhr
JazzStudio, Paniersplatz 27/29
Jazzfrühschoppen – Jazz Classics
Nuremberg Traditional All Stars
Ltg. Mitch Sauer
Besetzung: To Be Announced
Sonntag, 06.04.2014, 18 Uhr
JazzStudio, Paniersplatz 27/29
Geburtstagsfeier NUR für Mitglieder des JazzStudio Nürnberg e.V.
Local Heroes
Marizikosch
Norbert Eisner reeds/ Bernhard Pichl p/ Gunther Kohl b/ Adam Meyer dr
TEX DÖRING TRIO FEATURING LUTZ HÄFNER
Lutz Häfner ss, ts/ Tex Döring p/ Manfred „General“ Hartlieb b/ Uli Thielmann dr
Mo, 07.04.2014, 20 Uhr
Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62
Höhepunkt der Festwoche:
The Art of Jazz, Konzert Nr. 177
Chico Freeman Quartet
Chico Freeman ts, ss/ Antonio Farao p/ Heiri Känzig b/ Michael Baker dr
Di, 08.04.2014, 20 Uhr
Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62
The Art of Jazz, Konzert Nr. 178
Die Dicken Finger featuring Peter Brötzmann
Peter Brötzmann sax/ Olaf Rupp g/ Jan Roder b/ Oliver Steidle dr
Anschließend (ab 23 Uhr) Session im JazzStudio
Mi, 09.04.2014, 20 Uhr
Tafelhalle, Äußere Sulzbacher Straße 62
The Art of Jazz, Konzert Nr. 179
Aki Takase’s New Blues Project
Rudi Mahall bcl/ Nils Wogram tb/ Aki Takase p/ Eugene Chadbourne g/ Han Bennink dr
Weitere Informationen unter: http://www.jazzstudio.de/60jahreJSN.php