Vergangenen Donnerstag widmete sich das musikmagazin taktlos der neuen musikzeitung und des Bayerischen Rundfunks dem Jazz. Unter dem Titel „Jazz prekär“ ging es eine Stunde lang um die Lebens- und Überlebensbedingungen der Musiker, Spielstätten, Kritiker und des Publikums. Jetzt gibt es den Podcast zum Nachhören sowie ein paar Impressionen hier. Zu Gast waren übrigens Oliver Hochkeppel, Monika Roscher und Michael Stückl sowie das Duo Kreitmeir und Zehrfeld. Zum Nachlesen veröffentlichen wir an dieser Stelle die taktlos-Nachrichten:
Berlin: Ab kommendem Jahr will die schwarz-rote Bundesregierung den blasmusiklastigen oder auch orchestral-pomadigen Klang der deutschen Nationalhymne auffrischen. Das teils swingende, teils bebopige Arrangement Klaus Doldingers wird künftig vom Bundes-Jugend-Jazzorchester interpretiert. Den Text rappt exklusiv im Rahmen politisch ersehnter Inklusion: Bushido.
Leipzig/Köthen. Neue Manuskriptfunde belegen: Johann Sebastian Bach leitete während seine Kantorenzeit in Leipzig bereits eine BigBand. Bislang sind die Manuskripte von Musikwissenschaftlern als gefälschter Humbug abqualifiziert worden. Erst der Jazzforscher Martin Pfleiderer von der Musikhochschule Weimar hat den tieferen Sinn der Kompositionen wie „It’s enough“ oder „Nobody knows the trouble I’ve seen“ entdeckt. In diesem Zusammenhang bekommt auch endlich die angeblich vollkommen falsch gestimmte Orgel des Jazzclubs Köthen einen Sinn. Für sie hatte der barocke Musiktheoretiker Andreas Werckmeister eigens eine eigene Orgelstimmung entwickelt, die den Einsatz von sogenannten Blue Notes und Schlagzeugeffekten ermöglichte. Das Bachwerkeverzeichnis muss jetzt wohl um weitere 1000 Einträge erweitert werden.
München: Der immer noch unbefriedigenden Publikums-Resonanz soll der gut geförderte „Jazzclub Unterfahrt“ auf dringendes Anraten von Ministerpräsident Horst Seehofer mit innovativen Programm- und Marketing-Konzepten entgegenwirken. Strip-Einlagen zu Saxophon-Solos, Verlosungen von Reisen zu CSU-Events mit DJ Ötzi und Paulaner-Freibier helfen dem Club garantiert über die 50-Prozent-Gewinnhürde, so Seehofer im Foyer des Bayerischen Hofes. Die künstlerische Intendanz übernimmt ab sofort ein namentlich noch nicht genannter Ministerialrat aus dem Bayerischen Kulturministerium.
Berlin. Die Musikinitiative des Bundes legt ein weiteres Programm zur Förderung des Jazz auf. Nach den Musikern und den Spielstätten wird man nun in das Publikum investieren. Das mit 10 Millionen Euro ausgestattete Projekt richtet sich an professionelle Zuhörer, vorzugsweise im Rentenalter. 10.000 Zuhörer bekommen einen jährlichen Etat von 950 Euro, den sie nur für den Besuch in Jazzclubs verwenden dürfen. Voraussetzung für die Bewerber ist eine Restbeweglichkeit des rechten Fußes, um im Takt mitzuswingen. „Statt das Angebot zu fördern, muss man vernünftigerweise die Nachfrage ankurbeln. Das ist doch das A und O der Musikwirtschaft“, sagte Initiativen-Sprecherin Ina Keßler anlässlich der Präsentation im Britzer Seniorenheim „Silentium“.
Berlin: Wie der scheidende Bundesbeauftragte für Datenschutz Peter Schaar soeben vermeldete, sei eine absolut sichere Möglichkeit entwickelt worden, das Abhören von Handys zu verhindern. So vernichte ein leicht zu installierender Klangunterleger mit Werken von Peter Brötzmann, Aki Takase oder Sebi Tramontana jede Abhör-Automatik und hielte – einem Mücken-Repeller ähnlich – auch menschliche Schnüffler nachhaltig von ihren Aktivitäten ab.