Abenteuerlust

Mein neues PolyParaphone kann praktisch alles. Seine Auto-Key-Funktion öffnet morgens das Garagentor, mit dem Syntraffic-Programm lotst es meinen Wagen durch den Berufsverkehr, es checkt mich mit einem simplen Iso-Funksignal am Arbeitsplatz ein, fährt über die HyperApp meinen Computer hoch, sortiert dann per AutoComTel die eingegangenen Mails, bestellt schon mal über Holofood mein Mittagsmenü und kommuniziert dank der Office-Epifunktion übers Intranet mit dem CEO.

Mein PolyParaphone enthält meine komplette funktionale Persönlichkeit.

Vielleicht schicke ich es ab morgen einfach ohne mich ins Büro. Dann erspare ich mir die öden Briefings, die ungeliebten Team-Sitzungen, die nervigen Video-Konferenzen, den überflüssigen Wochenreport. Und vor allem natürlich: die peinliche Weihnachtsfeier.

Stattdessen könnte ich einfach zu Hause bleiben und die ausgehungerten Synapsen meines hoch entwickelten Großhirns endlich mit angemessen komplexen Dingen beschäftigen. Ich könnte dank Greg Osbys Saxophon die wilden Abgründe harmonischer Zukunftsarchitektur erforschen, mit Christopher Dells Trio in verwirrende polyrhythmische Experimente eintauchen, in Michael Wollnys Wunderkammer die prickelnde Kollision von Klangfeldern verfolgen, mit Frederik Kösters Trompete virtuos zwischen changierenden Messiaen-Skalen herumturnen.

Abenteuer! Verwicklung! Emotion! Mein neues PolyParaphone kann ja praktisch alles. Nur der EmoPower-Button, der fehlt halt noch.

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