Felix Falk, Saxophonist, stellvertretender Vorsitzender der Union Deutscher Jazzmusiker, Sprecher der Bundeskonferenz Jazz und Jurymitglied des Spielstättenprogrammpreises im Gespräch. – Der neu eingerichtete Spielstättenprogrammpreis Rock, Pop und Jazz wurde in diesem Jahr zum ersten Mal verliehen. Vom Bundestag mit einer Million Euro finanziert, durch Kulturstaatsminister Bernd Neumann in Hamburg am 25. September überreicht, von der Initiative Musik gGmbH organisiert. Über die Hälfte der Preise und mehr als 400.000 Euro der Prämien gingen an Jazzclubs. Wie kam das zustande? Wir sprachen mit Felix Falk, einem der Väter des Preises und Mitglied der Preisjury.
JazzZeitung: Wer hatte die Idee zu dem Spielstättenprogrammpreis?
Felix Falk: Das Konzept wurde schon vor rund zehn Jahren von der Bundeskonferenz Jazz entwickelt. Die BKJazz versammelt Vertreter aus den verschiedensten Bereichen, also Musiker, Jazzclubs, Medien, Labels, Festivals, Wissenschaft und viele mehr. Hier überlegen wir, was die Szene insgesamt voranbringt und waren uns schnell einig, dass eine starke Spielstättenlandschaft zentral ist für die gesamte Infrastruktur des Jazz in Deutschland. Mit dem Konzept in der Hand sind wir dann über Jahre und Jahre quasi als Jazz-Lobby auf Bundesebene rumgelaufen.
JazzZeitung: Was waren dabei die größten Probleme?
Falk: Der Kern der Überzeugungsarbeit bestand darin, kulturpolitisch klarzumachen, warum aktuelle Musik für Deutschland als Kulturnation mindestens genauso wichtig ist wie die Pflege unseres kulturellen Erbes. Das ist eine der wichtigsten Debatten, die wir auch weiter werden führen müssen. Hinzu kommt, dass wir Abgeordnete und politische Entscheidungsträger finden mussten, die verstehen, was Jazz ist und, dass diese Kunstform kulturpolitisch nicht einfach so behandelt werden kann wie Klassik oder Rock/Pop. Die Bedürfnisse und Notwendigkeiten sind eben in wichtigen Teilen unterschiedlich.
JazzZeitung: Aber jetzt ist es doch auch ein Preis für Rock, Pop und Jazz?
Falk: Ja, wir haben uns strategisch verbündet, weil solch ein gemeinsamer Preis schlicht größer, gewichtiger und dementsprechend auch besser ausgestattet sein kann. Zudem geht es hier um kleine und mittlere Spielstätten, bis maximal 1.000 Besucher, bei denen es viele Gemeinsamkeiten gibt.
JazzZeitung: Wie war die Arbeit in der Jury?
Falk: Die über 300 Bewerber, dabei sehr viele aus dem Jazzbereich, haben das große Interesse der Veranstalter gezeigt und die hohe Qualität der Bewerbungen hat die Berechtigung des Preises bewiesen. Gern hätten wir als Jury gern noch mehr Preise vergeben, aber wir hoffen, dass es den Preis auch im nächsten Jahr gibt und sich vielleicht auch das Budget irgendwann einmal steigern lässt. Klar ist: 55 Preise und davon mehr als die Hälfte für Jazzreihen und Jazzclubs – das war vor ein paar Jahren noch undenkbar.
JazzZeitung: Du bist selbst Saxophonist und Vorstand der Union Deutscher Jazzmusiker. Warum setzt Ihr Euch als Musiker so stark für einen Preis für Veranstalter ein?
Falk: Ganz einfach, weil die Spielstätten das Herz der Musik-Infrastruktur sind. Sie sind die Kernvoraussetzung, dass wir Musiker überhaupt spielen, arbeiten und unsere Musik weiterentwickeln können. Programmmacher und Musiker müssen begreifen, dass wir im gleichen Boot sitzen, wenn wir dem Publikum gemeinsam ein gutes Programm bieten wollen. Das ist der Grund, warum auch Veranstalter für ihre Arbeit alle erdenkliche Unterstützung brauchen und deswegen ist gleichzeitig richtig, dass die Teilnahmebedingungen des Preises angemessene Konditionen für die Künstler zur Voraussetzung machen. Als Jurymitglied muss ich sagen, dass es an diesem Punkt noch einiges an Entwicklungspotential gibt. Aber genau deswegen ist ja auch festgelegt, dass das Preisgeld nicht zuletzt insbesondere für bessere Bedingungen für Künstler eingesetzt werden soll.
JazzZeitung: Wie ist Dein Fazit zur Premiere?
Falk: Ein toller Erfolg und vielversprechender Start. Aber eines muss klar sein: Eine wirkliche Stärkung der Spielstättenlandschaft und langfristig bessere Bedingungen für die Künstler bekommt man nicht von heute auf morgen und auch nicht mit einer Preisverleihung – zumal ganz viele, die es auch verdient hätten, leider nicht berücksichtigt werden konnten. Aber der Anfang ist gemacht und die bundespolitische Anerkennung und kulturelle Aufwertung sind wichtige Signale, die die Preisträger jetzt in ihre Länder und Kommunen tragen müssen. Denn diese sind es, die zuständig sind für die strukturelle und kontinuierliche Förderung.
JazzZeitung: Ist die Arbeit der BKJazz und der UDJ damit vorerst getan?
Falk: Im Gegenteil. Zum einen ist die Fortführung des Preises noch lange nicht gesichert. Zum anderen haben wir bereits zahlreiche Verbesserungsvorschläge gesammelt, die wir einbringen werden. Die Exportförderung, die mit dem nicht weiter geförderten German Jazz Meeting eines wichtigen Moduls beraubt wurde, ist ein großes Thema, ebenso wie die geringe Präsenz von Jazz in den Medien oder die mangelnde Berücksichtigung von jazzspezifischen Aspekten in öffentlichen Förderstrukturen und fehlende Experten in zahlreichen für uns verantwortlichen Gremien. Es gibt also viel zu tun und sowohl die Bundeskonferenz Jazz u u als auch die Union Deutscher Jazzmusiker können deshalb auch alle Unterstützung aus der Jazzszene brauchen.
Mehr Informationen unter www.bk-jazz.de und www.u-d-j.de
Eigentlich fragt man sich nur…wo insgesamt 130.000,- geblieben sind.
Danach wird wieder mal wieder mal nicht gefragt….
Eeine Erklärung:
http://www.berliner-zeitung.de/kultur/popfoerderung-schoener-feiern-mit-steuergeldern,10809150,24564444.html
Davon möchte die UDJ nichts wissen, geschweige denn sich überhaupt dazu äußern.
Ach….ursprünglich wollten sie noch mehr ausgeben für die Veranstaltung
Wir haben uns als UDJ mehrfach, auch öffentlich, zu diesem Punkt geäußert und tun das nicht zuletzt gegenüber denjenigen, die uns fragen. Wen das Thema interessiert, muss uns allerdings auch die Chance geben, zu antworten…
Die zu hohen Orgakosten haben wir sowohl im Vorfeld als auch jetzt danach klar kritisiert und hier mehr Preisgeld-Anteil gefordert. Dass man allerdings eine professionelle Organisation des ganzen Verfahrens und eine keinesfalls pompöse aber zumindest würdige Veranstaltung für die Preisträger und die Presse braucht, ist für uns klar. Da bleibt der BZ-Artikel in seiner Kritik leider sehr pauschal. Trotzdem sind die Kosten zu hoch und müssen sinken. Wir adressieren diesen Punkt weiterhin und bleiben am Ball – versprochen!
Viele Grüße Felix Falk (stllv. Vorsitzender der UDJ)