Als ich den Anruf bekam, für die „Jazzzeitung” schreiben bzw. bloggen zu dürfen, war ich erst verwundert, habe mich aber dann sehr gefreut darüber. Nicht weil ich nichts zu erzählen hab, ganz im Gegenteil. Bei manch grammatikalischen Formulierungen meinerseits würden Autoren beim lesen nur mit dem Kopf schütteln, aber in diesem Blog geht es denke ich nicht darum, sondern die „Message” soll ankommen. Keine Fachwörter, die nicht verstanden werden, oder ein erschlagendes Musikwissen, wo nachdem lesen ein Gefühl aufkommt CD’s und Bücher bestellen zu müssen. Einfach eine tolle Gelegenheit einmal im Monat meine Sicht aus der Musikwelt zu schildern. Diejenigen die mich kennen ob privat oder von der Bühne, wissen dass ich gerne viel erzähle. So um endlich mal nach dieser längeren Einleitung zum Thema zu kommen, versprochen bei den nächsten Malen geht’s gleich los. Warum fange ich mein ersten Blog mit der Überschrift !!Hauptsache gute Musik!! an?
Als ich vor neun Jahren im noch zarten Alter von sechzehn am Konservatorium in München angefangen hab Jazz Saxophon zu studieren, wusste ich noch nicht wo die Reise hingehen sollte. Mein theoretisches Verständnis war da noch nicht wirklich ausgeprägt, weil ich einfach immer nur spielen, und auf der Bühne stehen wollte. Zu dieser Zeit hab ich alle Möglichen Arten von Musik gehört. Von Hip Hop bis Jazz war vieles dabei. Mein wirkliches Interesse an Jazz weckte mein Vater (jahrelanger Gitarrist und Sänger diverser Orchester Ambross Seelos, Hazy Osterwald, Max Greger uvm…), der damals von einem Gig heimkam, mir eine CD in die Hand drückte, und Nahe legte diese von vorne bis hinten anzuhören. Es war eine Big Band Platte von „David Sanborn-Pearls”. Wunderschöne Musik, die mein eigentliches Interesse Alt-Saxophon spielen zu wollen erst wirklich entfachte. Und da ging es schon los! Wie oft musste ich anhören vor allem zu dieser Zeit. David Sanborn ist doch kein wirklicher Jazzmusiker. Und das, wo doch so viele sagen Jazz ist noch eine der Musikrichtungen wo alles möglich ist. Noch besser fand ich das Wort „frei“. Wenn du in einer der ersten Vorlesungen oder Combo Proben sitzt und gleich ein Aussenseiter bist, nur weil in deinem Ipod nicht der hippste Modern Jazz oder Avantgarde läuft ist das kein gutes Gefühl. Toleranz steht ja im Jazz immer ganz oben, aber dieses Gefühl ist bei mir nie wirklich angekommen. Dies sollte vor allem bei Studenten oder Kindern nie der Fall sein. Jeder soll seine Liebe finden musikalisch. Egal ob Jazz, Punk Rock oder Hip Hop. Hätte ich nicht das Glück gehabt immer wieder die richtigen Menschen, Musiker zu treffen, die mich bekräftigt haben mein Weg einfach weiterzugehen, wüsste ich nicht ob ich heute noch Saxophon spielen würde. Dadurch dass ich viel in R&B, Hip Hop Bands gespielt hab zu dieser Zeit, hab ich dies immer gespürt, weil da ging es oft mehr darum den Song zum klingen zu bringen, grooven und nicht wer noch schneller und höher spielt. Viele nannten Charlie Parker „Bird“, und als Musiker sich frei zu fühlen wie ein Vogel ist denke ich schönste und wichtigste was es gibt.
Jeder interpretiert ein Song anders und das ist das schöne an Musik. Dass will ich hören wenn ich in ein Konzert gehe, und keine 10 Charlie Parker Klone bei einer Session, wo einer klingt wie der andere. Menschen haben unterschiedliche Geschmäcker was gut und wichtig ist, aber sollte dies nicht die Qualität, Kritik bestimmen. Wenn ich ein Konzert gebe freue ich mich auf jeden Fall immer, wenn ich in glückliche Gesichter schaue, sich dazu bewegt, und nicht zwei Stunden mit senkenden Kopf nachgedacht wird. Natürlich habe ich mich quer durch die Jazzgeschichte gehört, es gab Alben die mir mehr gefallen haben, und manches weniger. Hätte ich aber damals von meinem Vater nicht diese „Pearls” CD bekommen, wäre diese vielfältige Jazzwelt wohl völlig an mir vorbeigezogen. Wie am ersten Tag bin ich beeindruckt wie Charlie Parker einfach nur mit Soul spielt, und spielerisch swingend durch die Tunes fliegt. Cannonball Addereley seine geschmackvollen lines, aber für die damalige Zeit schon einfach „super funky“. Auch ich Reihe mich in die lange Liste der Miles Davis Fans ein. Denn er verstand es immer nach vorne zu schauen, und das beste verschiedenster Welten zusammenzubringen. Nach seinem Tod 1992 brachte er mit „Doo-Bop” ein Album an die Welt was gemischt mit Hip Hop war, und mit „58 Sessions” hat er für mich ein Zeitdokument geschaffen was die eigentliche Offenheit des Jazz darstellt. Nachdem ich bei „On Green Dolphin Street“ alle drei Bläser Soli transkribiert habe, hat es meinen Horizont definitiv um einiges erweitert, denn dort ist von Jazz bis funky, blues vieles vertreten. Anderseits bin ich fasziniert in der heutigen Popmusik, wenn ein Song einfach gut geschrieben, performt, und produziert wird. Aber wenn ich dann manchmal höre:„Popmusik ist doch einfach zu spielen.“ Da muss ich innerlich immer lachen, denn oft liegt in der Einfachheit die Schwierigkeit.
Jazz hat soviel anzubieten, und eben in der heutigen Zeit, wo alles möglich ist, sollten die Jazzer mehr zusammenhalten ob Clubs, Musiker usw… Egal ob Bebop, Free, Smooth, oder Modern Jazz. Für meinen Teil mach ich Musik die in mir steckt, die ich gerne raustragen will an die Welt, spiel aber auch gerne bei Michael Riessler’s Big Circle Neue Musik, oder fahre zum Splash dem größten Hip Hop Festival in Europa und spiele mit Roger Rekless, Blumentopf uvm… eine groovige Session. Bei den teils grauenvollen Musikformaten im Fernsehen, oder YouTube Horror, wo viele einfach nur mit einem noch blöderen Videos zu Stars werden wollen, sollten sich andererseits im Jazz der ein oder andere nicht zu sehr in Kleinkritiken verfangen.
Wir alle wollen doch einfach nur geilen Sound, gute Musik, gehaltvolle Songs hören und das ist rar geworden heutzutage.
Bin jetzt raus fürs erste, aber weil es so schön ist, soll es doch noch mal gelesen werde:
!!Hauptsache gute Musik fürs Ohr!!