Freier Jazz – arme Kunst

Zum Interview von Karl Lippegaus mit Peter Brötzmann – Peter Brötzmann hat vor kurzem Karl Lippegaus ein Interview gegeben, das sich insbesondere mit dem Verhältnis von künstlerischer Freiheit und finanziellem Auskommen beschäftigt und sinnigerweise mit „Freiheit macht arm“ überschrieben ist. Vorweg: In den Aussagen von Brötzmann findet der schon seit Jahrhunderten geäußerte Widerspruch Ausdruck, dass die Kunst frei sein soll, dass sie andererseits bezahlt werden will oder anders: Der Künstler will keine Beschränkung in seinem Schaffen erfahren, aber trotzdem oder gerade deshalb soll er davon leben können. Die Frage ist: Wer zahlt?

Peter Brötzmann. Foto: Hufner
Peter Brötzmann. Foto: Hufner

Brötzmann möchte – das ist noch einigermaßen verständlich – nicht dem Staat auf der Tasche liegen, und der Veranstalter soll eine angemessene Gage zahlen. Kurios ist hier nur, dass der Veranstalter ohne öffentliche Förderung (gespeist aus unseren Steuergeldern) meist gar nicht zahlen könnte, auf keinen Fall angemessen und erst recht nicht für eine Musik, die Brötzmann spielt – mit Verlaub.

Da dieser Widerspruch rein subjektiv nicht aufzulösen ist, bleibt es – geliebt oder nicht – der Lobby – beispielsweise der Union Deutscher Jazzmusiker und der Bundeskonferenz Jazz- überlassen, Möglichkeiten der Förderung mit dem Staat auszuhandeln. Ein Kompromiss wie der Spielstättenprogrammpreis ist dafür ein gutes Beispiel. Der ist nun zum ersten Mal vergeben worden und das heißt, über Modifizierungen muss nun nachgedacht werden. Aber man sollte sich keine Illusionen machen: Ein solch komplexes Gebilde wie dieser Preis wird nie seine endgültige Fassung erreichen. (Merke: Auch beim Bundeswettbewerb „Jugend musiziert“ wird nach jedem Durchgang ausgewertet und muss nachkorrigiert werden).

Wo Brötzmann absolut Recht hat ist die Tatsache, dass unsere Jazzer im Ausland oft einen besseren Ruf haben als hierzulande – mit der Konsequenz , dass sie dort auch besser bezahlt werden. Daran hat die auswärtige Kulturpolitik der BRD durch das Goethe-Institut selbst einen gewissen Anteil an Schuld. Denn die Förderung des professionellen Jazz im Inland kann mit der auswärtigen Förderung nicht Schritt halten.

Dieses Verhältnis muss sich umdrehen, zumal Deutschland „überschwemmt“ ist von per Exportförderung finanzierten Musikern und Ensemblen insbesondere aus den skandinavischen und angelsächsischen Ländern, die uns vormachen, wie’s geht.

Die nächste „jazzahead!“ 2014 in Bremen wird zeigen, ob Deutschland hier aufholen kann.

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