Ror Wolf. Foto: ???
Ror Wolf.

Ror Wolf zum 80. Geburtstag

Der vielfach ausgezeichnete Schriftsteller Ror Wolf, ein Virtuose der Sprache, der nicht zuletzt wegen seiner Hörspiele und Radiocollagen auch einem breiteren Publikum bekannt wurde (Stichwort: Fußball), hat sich Jazzmusikern und –fans vor allem durch sein großartiges Hörspiel „Leben und Tod des Kornettisten Bix Beiderbecke aus Nordamerika“ eingeprägt. Wolf zeichnet darin in ungemein fesselnder Weise das tragisch kurze Leben des wichtigsten Musikers des Chicago-Stils nach, der genial, aber nie mit sich zufrieden, bereits mit 28 Jahren dem Alkohol erlag. Die1986 mit Christian Brückner in der Titelrolle entstandene ARD-Produktion wurde unzählige Male wiederholt und gilt als eines der erfolgreichsten deutschen Hörspiele überhaupt, für das Wolf 1988 den renommierten Hörspielpreis der Kriegsblinden erhielt.

Der in Saalfeld / Thüringen geborene Autor hatte schon als Jugendlicher den Jazz für sich entdeckt. Auf die Frage, was das Besondere an seiner Neigung zum Jazz sei, erwiderte er dem Berliner „Tagesspiegel“ in einem Interview anlässlich seines 80. Geburtstags: „Das Besondere ist, dass ich (den Jazz) in der DDR kennen gelernt habe, wo er nicht geradezu verboten, aber unerwünscht war. Eine Sache, die man gern hat, aber nicht leicht erreicht, erhöht ja ihre Wirkung.“ Mit einigen Freunden gründete er damals die Kunst- & Jazz-Gruppe „Styx-Union“. Als ihm nach dem Abitur ein Studium verweigert wird, verlässt er über West-Berlin die DDR und schlägt sich in Stuttgart und Frankfurt mit Hilfsarbeiten durch, immatrikuliert sich dann aber an der Frankfurter Universität, „weil ich Jazzfan war, und Frankfurt war die Hauptstadt des Jazz, da wollte ich hin“ („Tagesspiegel“). Er studierte bei Adorno, Horkheimer und Walter Höllerer und schrieb für die Studentenzeitung „Diskus“ erste Lyrik und Prosa sowie Literatur- und Jazzkritiken. Letztere heute wieder zu lesen, dürfte nicht nur von musikhistorischem Interesse sein.

In einer Ankündigung seines Verlags Schöffling & Co. heißt es bezeichnenderweise: „Ror Wolfs Bücher und Hörspiele sind in all ihren Variationen ebenso spielerische wie abgründige Auseinandersetzungen mit der Realität. Sie sind artistisch und unterhaltsam zugleich und dabei geprägt von einer tiefen Musikalität.“

Dietrich Schlegel

 

Der tägliche
JazzZeitung.de-Newsletter!

Tragen Sie sich ein, um täglich per Mail über Neuigkeiten von JazzZeitung.de informiert zu sein.

DSGVO-Abfrage

Wir senden keinen Spam! Erfahren Sie mehr in unserer Datenschutzerklärung.