Jazzsports

Was war Bergwandern in meiner Jugend doch für eine langweilige Angelegenheit! Man trug zickig karierte Flanellhemden und großväterliche Kniebundhosen, sammelte kleine Blechplaketten für den Wanderstock, bestellte auf den Hütten einen Becher Buttermilch oder ein Bergsteigeressen (meist Erbsensuppe mit oder ohne Würstchen) und buchte für die Hüttennacht ein stinkendes Matratzenlager. Der Höhepunkt des Tages: die Dose Scho-ka-kola bei der Gipfelrast. Wenn die anderen von ihrem Sommerurlaub erzählten – Adria! Costa del Sol! Bretagne! –, konnte man mit Allgäu oder Tirol sowieso gleich einpacken.

Heute ist Bergwandern absolut in, seitdem die Sportmode den Bergpfad zum Fitness-Catwalk erklärt hat. Statt Flanellhemden trägt der modebewusste Mountain Walker von heute das trendige Trekkingshirt oder das atmungsaktive Alpinhemd, dazu eine strapazierfähige Outdoor-Jacke mit Systemreißverschluss und eine pflegeleichte Tourenhose mit Stretcheinsatz. Ganz wichtig ist das aktive Feuchtigkeitsmanagement! Man sieht: Sportliche Modetrends kann man wunderbar vermarkten. Da rechnen sich sogar sauteure Werbespots in der Champions-League-Halbzeitpause, wo sonst nur Bier, Autos und Heimwerkermärkte stattfinden.

Ich sage mir: Wenn selbst ödes Bergwandern durch Sportmode CL-kompatibel wird, warum nicht auch spannendes Jazzhören? Daher meine neue Geschäftsidee: „Jazzsports“! Als Starter-Sortiment projektiere ich die hörattraktive Jazzclubjacke „Jack Blueskin“ im sportlichen Backstage-Sakkostil, das pflegeleichte Indoor-Swingshirt „Montreux Jazz“ mit synkopiertem Chorus-Management und die strapazierfähige Festival-Aktivhose „Miles Wear“ mit halbakustischem Rhythm-Changes-Reißverschluss. Wäre doch echt gelacht, wenn wir den Jazz nicht sportmodisch hochjazzen könnten!

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