Bereits im Juni 2010 ist in München der ehemalige Rundfunkmoderator und -redakteur des Bayerischen Rundfunks Werner Götze verstorben. Etwas verspätet wollen wir an den Mann mit der Pfeife erinnern, der mit Sendungen wie „Mitternacht in München“ und „Jazz auf Reisen“ das Jazzbild der Nachkriegsgeneration mitgeprägt hat.
Ein Nachruf von Roland Spiegel, Bayerischer Rundfunk:
Der Hörfunk trauert um seinen langjährigen Moderator und Abteilungsleiter Werner Götze. Lange Jahre prägte er mit seinen (Jazz-)Sendungen die Programme des Bayerischen Rundfunks. Von 1976 bis 1982 war er Leiter der Abteilung „Leichte Musik“. Jetzt ist Werner Götze nach längerer Krankheit kurz nach seinem 85. Geburtstag in München gestorben.
Ein Zug setzt sich schnaufend in Bewegung, gewinnt rhythmisch an Fahrt, bevor ein Saxophon, eine coole Gitarre und fetzige Blechbläser lässig losswingen: Mit diesem Klang identifizierte man in Radio-Sendungen viele Jahre lang eine Stimme, die dann über den schmissigen Bläsern sonor und mit diskret gerolltem „R“ sagte: „Jazz auf Reisen: Der Bayerische Rundfunk meldet sich mit dieser monatlichen Sendung heute aus…“ Es war die Stimme von Werner Götze. Er rief diese Sendung, die es noch heute jeden dritten Freitag im Monat auf BR-Klassik gibt, 1961 ins Leben. Die Idee dahinter war, mit Live-Aufnahmen Jazz-Spielstätten in ganz Bayern vorzustellen – und anfangs gingen diese Konzerte auch direkt auf Sendung. Werner Götze moderierte viele davon von der Konzertbühne aus. Musikfans in Bayern kannten daher nicht nur seine Stimme, sondern auch das Gesicht des stets mit rauchender Pfeife auftauchenden Moderators. Und manche erinnern sich noch heute an Stunden, in denen sie seinen Sendungen gebannt lauschten.
Werner Götze war 1925 in Insterburg in Ostpreußen geboren worden. Ende des zweiten Weltkriegs befand er sich in München, wo er mit Freunden die Jazzband „Alpine Combo“ gründete. Wie viele andere, spielte auch diese Band in amerikanischen Soldatenclubs, wo sie mit Zigaretten bezahlt wurde. Der damalige Leiter der Abteilung „Tanzmusik und Unterhaltung“ Jimmy Jungermann wurde auf ihn aufmerksam und holte Werner Götze zu Radio München. Götze wurde neben Jungermann einer der Moderatoren der Sendung „Mitternacht in München“, die vom 2. Dezember 1947 an Platten und Live-Jazz sendete – und dies schon bald dreimal pro Woche.
Werner Götze blieb beim Radio und lebte fortan da seine Begeisterung für swingende Klänge aus. „Wir schallplatteln“ und „Der Plattenkramer“ hießen andere Sendungen, die er moderierte. Und auch bei Bayern 3 war er von Anfang an mit von der Partie – wo er unter anderem die Sendung „Musik-Report“ moderierte und betreute. Von 1976 bis 1982 war Götze Leiter der Abteilung „Leichte Musik“, die damals auch für so populäre Sendungen wie „Pop nach Acht“ mit Thomas Gottschalk zuständig war. Bis in die 90er-Jahre konnte man das ostpreußisch gerollte „R“ Werner Götzes in Radio-Stunden über die stets von ihm bevorzugte traditionell swingende Jazzmusik von Django Reinhardt bis Frank Sinatra gelegentlich noch hören.
Roland Spiegel