Ausgabe September 1998 Unterfahrt goes Einstein Die Jazzzeitung besuchte die neuen Räume in Münchens Untergrund Autor: Ralf Dombrowski Fotos:
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Alles wird
anders. Mit rund 200 Leuten hat in den neuen Räumen ein Drittel mehr Publikum Platz als
in der alten Unterfahrt. Man kann von allen Seiten, nur durch ein paar unauffällig
placierte Säulen unterbrochen, ungehindert auf die Bühne sehen. Eine ordentlich
ausgestattete Küche sorgt dafür, daß sich das kulinarische Spektrum von Obatztem und
Leberwurstbrot auf einen vertretbaren Speiseplan erweitert. Eine Entlüftungsanlage im
Ausmaß eines Mini-U-Boots entgiftet den Clubraum, so daß auch Nichtraucher in Zukunft
die Konzerte ohne Nikotinschock genießen können. Parkplätze gibt es genügend in der
Tiefgarage, die mit 2,2 Meter Raumhöhe sogar einen ausgewachsenen Van beherbergen kann.
Der Eingang der Einsteinstraße 42 befindet sich kaum eine Gehminute von der
U-Bahn-Station Max-Weber-Platz entfernt (U4/5). Und die neuen Nachbarn, die werden
aufgrund aufwendiger Schallschutzmaßnahmen wohl Ruhe haben und geben. Ein neuer Anfang
mit goldenen Perspektiven für den Jazz in München. Und doch, es bleibt auch beim Alten. Denn am Erfolgskonzept der Unterfahrt, das den Club trotz aller Widrigkeiten in den vergangenen zwei Jahrzehnten international zu einer angesehenen Adresse für Künstler nahezu aller Jazz-Sparten gemacht hat, wird sich nichts ändern. Denn die bewährte Mischung von Stars und heimischen Künstlern, von festen Konzerten und offener Bühne bleibt erhalten. Es kommen nur ein paar neue Ideen hinzu. Der Montag beispielsweise, der bislang der Wirtin zur Erholung diente, wird unter der Obhut des neuen Pächters Uli Zerressen den Blues-Künstlern überlassen. Darüber hinaus sollen sich immer wieder auch Kooperationen mit den anderen Betreibern des Einstein Kulturzentrums wie der Echtzeithalle oder dem Freien Musikzentrum entspannen. Für die Zukunft sind reichlich Workshops geplant, für die große Eröffnungsfeier vom 10.9.13.9. wurden bereits aufwendige, gattungsübergreifende Projekte realisiert. "Gerade auch diese Chancen der Zusammenarbeit stellen die Unterfahrt auf eine neue Stufe", kommentiert die Programm-Managerin Christiane Böhnke-Geisse die Veränderungen in der künstlerischen Arbeit. "Zum Auftakt haben wir beispielsweise dem modernen Komponisten Vinko Globokar die Möglichkeit geben können, am Sonntag einen ganzen Abend zu gestalten. Da kommt es dann auch zu Projekten wie Eisenberg, das er mit einem Ensemble Münchner Jazzmusiker umsetzen wird." Initiiert von der Kulturkooperative Haidhausen, dem Träger des Einstein Kulturzentrums, wurde in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München für die vier Einstandstage ein umfangreiches Programm organisiert. Jörg Schäffer etwa präsentiert seine Lichtkunstinstallation Tangens 9/98 (10.9., 19 Uhr) in der Echtzeithalle, das Theater rechts der Isar debütiert mit der Uraufführung von Werner Schwabs Endlich tot, endlich keine Luft mehr in den neuen Räumen (11.9., 20 Uhr). Und die Unterfahrt lädt unter anderem zu einem Norwegen-Special mit dem Jazzn Bass-Formation New Conception Of Jazz des Keyboarders Bugge Wesseltoft (10.9., 21.30 Uhr), dem Torbjoern Sunde Quintet (11.9., 21.30) und dem wunderbaren Duo von Wesseltoft und der Sängerin Sidsel Endresen (11.9., 23 Uhr). Die Jazz Initiative München präsentiert sich mit Andy Lutters Four Continents Of Jazz feat. Tina May (12.9., 23 Uhr), und mit Vinko Globokars Projektabend findet die Einstein-Eröffnung einen Höhepunkt zum Abschluß (13.9., ab 17:30 Uhr). Drumherum gibt es noch reichlich weiteres Programm in verschiedenen Räumen, so daß man sich für die vier Tage im September nichts anderes mehr vornehmen muß. |
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