Ausgabe Juni
1998 BUCH Vienna Art Orchestra Autor: Joe Viera
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"Vienna Art
Orchstra 1977-97" heißt eine im
Falter Verlag, Wien, erschienene Dokumentation (plus
einer CD mit zehn zwischen 1989 und 1997 aufgenommenen
Stücken). Sie ist fällig, denn Mathias Rüegg hat mit diesem Ensemble und mit seinen phantasievollen und vielschichtigen Kompositionen in den letzten 20 Jahren Jazzgeschichte geschrieben. Erstaunlich, daß einem Schweizer so etwas in Wien gelingt. Und wenn wir bedenken, daß es finanzielle Unterstützung durch die Stadt Wien, das Land Osterreich und durch eine Bank gab, dann werden wir nachdenklich. Hätte das alles beispielsweise in München passieren können? Ich fürchte, nein. Dem Buch gelingt es sehr gut, durch großformatige Photos den Geist der Band spürbar werden zu lassen. Verschiedene Zusammenstellungen (kurze Geschichte der Band, LPs/CDs, MusikerInnen, Kritiken, Plakate und anderes mehr) vermitteln ein anschauliches Bild von der Arbeit eines Jazzorchesters, dessen Reisen bis nach Mozambique, nach Japan und in die USA führten. Es fällt auf, daß Mathias Rüegg in all den Jahren keinen einzigen großen Musik- oder Kulturpreis erhalten hat. Das ist sehr ungerecht und wirft ein bezeichnendes Licht auf die Ahnungslosigkeit der Preisvergeber ebenso wie auf ihre Voreingenommenheit, die besagt: nur Idassische Musik und Neue Musik sind preiswürdig. Wie lange noch ... ? Leider hat das Buch unnötige Mängel. Es gibt fast keine Bildunterschriften, kein Inhaltsverzeichnis, ja nicht einmal Seitenzahlen. Warum keine Aussagen der Musiker, keine (sicherlich sehr spannenden) Berichte über die Reisen? Und warum keine Angaben über die Solisten auf der CD? Noch eine Frage, die aber nichts mit dem Buch zu tun hat. Alle Komponisten, die Mathias Rüegg bewundert (Mozart, Brahms, Schubert, Verdi, Wagner, Strawinski, Bartok, Satie) haben ihre Kompositionen im Druck veröffentlicht. Sonst hätte er auch gar nicht aus ihnen lernen können. Und wann beginnt er, seine Arbeiten zu veröffentlichen? Sollte er daran zweifeln, ob sie es wert sind - natürlich sind sie es! Im übrigen: Je mehr Jazzkompositionen veröffentlicht werden, desto besser für die Musik. Mehr Interpretationen und mehr kritische Auseinandersetzung, die dadurch möglich werden, können dem Jazz nur nützen. |
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