Ausgabe Mai
1998 FESTIVAL Jazz Ost West 98 Autor: Ralf Dombrowski Foto: Ssirus W. Pakzad
|
Der Name erinnert an andere
Zeiten. Als 1966 Werner Schätzlein vom Jazzstudio
Nürnberg gemeinsam mit Harald Straube, dem Konzertbüro
Lippmann & Rau und der Stadt Nürnberg die Konzeption
für ein neues Festival entwickelten, nannten sie es Jazz
Ost-West. Die Idee war unbequem, aber reizvoll. Denn man
wollte in Zeiten der Verhärtung politischer Fronten
durch Aufweichung kultureller Grenzen Zeichen setzen,
Annäherung ermöglichen. Das Projekt gelang. Über
Jahrzehnte hinweg hat sich die Nürnberger
Veranstaltungsreihe als Forum und Kontaktbörse für die
wenig bekannte und ungeförderte Szene Osteuropas mit dem
Rest der Welt etabliert. Doch mit der Nivellierung ideologischer Unterschiede und dem Zerfall der eindeutigen Feindbilder hat sich in den vergangenen Jahren auch das Profil des Festivals verändern müssen. So setzt Jazz Ost-West inzwischen auf eine möglichst große Vielfalt des stilistischen und musikkulturellen Angebots. Fünf Tage lang tummeln sich vom 20.5.-24.5.98 an sieben Spielorten unter dem Motto "Discover The Exiting World Of Jazz" sehr unterschiedliche Varianten improvisierter Musik. Das Spektrum reicht von anerkannten Berühmtheiten wie Abdullah Ibrahim (22.5.) über weltmusikalische Trendsetter wie Trilok Gurtu (23.5.) bis hin zu jungen Talenten in den Nachtschichten ab 23:30 Uhr wie dem Schlagzeuger Dejan Terzic (22.5.) oder dem Tenorsaxophonisten Lutz Häfner (23.5.). Um tatsächlich Neues, Spannendes zu entdecken, empfiehlt es sich, auch ein wenig an den großen Namen vorbei zu lesen. Da ist zum Beispiel der späte Mittwochabend (20.5.), an dem sich zwei ungewöhnliche Formationen ab 22 Uhr im Künstlerhaus einfinden. Zuerst spielt der seit seinem Umzug nach New York eher selten hierzulande präsente, hervorragende Münchner Schlagzeuger Falk Willis, der sein aktuelles Trio mit Frank Möbius und Carlos Bica präsentiert. Im Anschluß daran stellt die Alt-Avantgardistin Aki Takase gemeinsam mit dem Saxophonisten und Klarinettisten Rudi Mahall ihre Duo-Hommage an Eric Dolphy vor. Einen besonderen Service haben sich die Veranstalter für die Spätkonzerte am Freitag und Samstag überlegt. Mit jeweils einem Ticket können die musikalischen Nachtschwärmer jeden der fünf Acts wahrnehmen und darüber hinaus, im Kaufpreis inbegriffen, mit einem JazzBusShuttle zwischen den vier Verantstaltungsorten pendeln. Und einen außergewöhnlichen, nach bewährtem Muster unter dem Motto "Messages From The East" gestalteten Ost-West-Abend haben sie sich für den Abschluß des Festivals aufgehoben. Als Vitold Rek: East West Wind kommt der Wahl-Münchner Posaunist Adrian Mears gemeinsam mit Adam Pieronczyk und Jeff Williams auf die Bühne der Tafelhalle, hart gefolgt vom Ernst-Ludwig Petrowsky Project. Den Anfang des Abend aber macht um 17 Uhr der in Berlin lebende Ungar Ferenc Snétberger, einer der hoffnungsvollsten akustischen Gitarristen mit wunderbarem Gespür für die Gestaltung athmosphärischer improvisierter Musik. So finden sich auch im Jahre 32 des Festival-Bestehens zahlreiche überraschende Momente, die die noch lange nicht überholte Idee der Kulturkontakte pflegen. Weiter so. |
|
Home | ||