Ausgabe Mai
1998 NEUE CD
Doran-Studer-Tacuma
Race The Time
Helikon harmonia mundi/
MGB 9703
Autor: Michael Scheiner
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Das
Trioalbum der Schweizer Christy Doran und Fredy Studer
mit dem amerikanischen Elektrobassisten Jamaaladeen
Tacuma ist eigentlich aus der Not geboren. Begonnen haben
sie ihr Bandprojekt mit dem französischen Virtuosen
Jean-Francois Jenny-Clarke. Nach mehreren Tourneen
verhinderte eine schwere Erkrankung Jenny-Clarke bereits
angesetzte Studioaufnahmen und dann auch weitere
Auftritte. Diese Besetzung mit dem fundamentalen Sound
von zwei Bässen hatte Gitarrist Doran nach Experimenten
mit zwei Gitarren anfangs der 90er erstmals erprobt und
mit Jenny-Clarke und Tacuma
dann die optimale Konstellation gefunden. Mit Drummer
Studer arbeitet er bereits seit Jahrzehnten zusammen. Als
Trio knüpfen sie an den Kern klassischer Rockbesetzungen
an, von Jimi Hendrix über Cream bis Taste. Den wilden
Atem, die ungezügelte Energie des Rock - deren letzte
Entwicklungen sich im Heavy Metal und Hardcore
erschöpften - machen sich die Drei auch für ihre freien
Improvisationen und komplexen rhythmischen
Verschränkungen zunutze. Nur selten steht ein
Instrumentalist solistisch - wie im Rock - eindeutig im
Vordergrund, wie bei einem mannigfaltigen Schlagzeugsolo
in "Incognito". Überwiegend sind sie
interaktiv aufeinander bezogen, sowohl in eindeutig
groovebezogenen, meist schnellen und druckvollen
Passagen, als auch im freien Metrum. Auffallend die
Experimentierlust Dorans, der selbst in Zeiten, wo das
Klangsprektum der Gitarrentöne erschöpft scheint, noch
ungewohnte, neue Kombinationen aus seiner elektronisch
vernetzten Klampfe kitzelt. Tacuma bringt die
freifliegenden improvisatorischen Erfahrungen von Ornette
Colemans"harmolodics" mit ein, in dessen Band
Prime Time er lange Zeit spielte. In Studers
vielschichtigem, virtuosen Spiel treffen die reiche
Trommeltradition der Eidgenossen und des Jazz
aufeinander, Marsch verbrüdert sich mit swingendem Drive
und rockiger Dickschädligkeit. Studer hat dabei eine
Virtuosität entwickelt, wie man sie höchst selten zu
hören bekommt. "Race the time" geht unter die
Haut und zerrt an den Nerven - ein strakes Stück Musik
zwischen den verschwisterten Genres Jazz und Rock. |