Ausgabe Mai
1998 NEUE CD Doran-Studer-Tacuma Helikon harmonia mundi/ Autor: Michael Scheiner |
Das Trioalbum der Schweizer Christy Doran und Fredy Studer mit dem amerikanischen Elektrobassisten Jamaaladeen Tacuma ist eigentlich aus der Not geboren. Begonnen haben sie ihr Bandprojekt mit dem französischen Virtuosen Jean-Francois Jenny-Clarke. Nach mehreren Tourneen verhinderte eine schwere Erkrankung Jenny-Clarke bereits angesetzte Studioaufnahmen und dann auch weitere Auftritte. Diese Besetzung mit dem fundamentalen Sound von zwei Bässen hatte Gitarrist Doran nach Experimenten mit zwei Gitarren anfangs der 90er erstmals erprobt und mit Jenny-Clarke und Tacuma dann die optimale Konstellation gefunden. Mit Drummer Studer arbeitet er bereits seit Jahrzehnten zusammen. Als Trio knüpfen sie an den Kern klassischer Rockbesetzungen an, von Jimi Hendrix über Cream bis Taste. Den wilden Atem, die ungezügelte Energie des Rock - deren letzte Entwicklungen sich im Heavy Metal und Hardcore erschöpften - machen sich die Drei auch für ihre freien Improvisationen und komplexen rhythmischen Verschränkungen zunutze. Nur selten steht ein Instrumentalist solistisch - wie im Rock - eindeutig im Vordergrund, wie bei einem mannigfaltigen Schlagzeugsolo in "Incognito". Überwiegend sind sie interaktiv aufeinander bezogen, sowohl in eindeutig groovebezogenen, meist schnellen und druckvollen Passagen, als auch im freien Metrum. Auffallend die Experimentierlust Dorans, der selbst in Zeiten, wo das Klangsprektum der Gitarrentöne erschöpft scheint, noch ungewohnte, neue Kombinationen aus seiner elektronisch vernetzten Klampfe kitzelt. Tacuma bringt die freifliegenden improvisatorischen Erfahrungen von Ornette Colemans"harmolodics" mit ein, in dessen Band Prime Time er lange Zeit spielte. In Studers vielschichtigem, virtuosen Spiel treffen die reiche Trommeltradition der Eidgenossen und des Jazz aufeinander, Marsch verbrüdert sich mit swingendem Drive und rockiger Dickschädligkeit. Studer hat dabei eine Virtuosität entwickelt, wie man sie höchst selten zu hören bekommt. "Race the time" geht unter die Haut und zerrt an den Nerven - ein strakes Stück Musik zwischen den verschwisterten Genres Jazz und Rock. | |
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