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Peter Brkusic & Ulli Blobel: Ginger Baker – A Natural Born Drummer. Jazzwerkstatt 2012, 194 Seiten, 24,90 Euro Ein von der Natur erschaffener Drummer, der im Leib der Mutter vermutlich mehr gestrampelt und mit den Ärmchen geschlagen hat als je ein Ungeborenes vor ihm, kann eigentlich nur auf den Namen Ginger Baker hören. Peter Brkusic, Autor und Ginger-Baker-Experte schlechthin, und Ulli Blobel, Jazzimpresario der DDR, Oberhaupt des Musiklabels Jazzwerkstatt und Erfinder der Jazzwerkstatt Peitz, würdigen in einer neuen Biographie den Ausnahmeschlagzeuger in all seinen Licht- und Schattenseiten. Peter Edward „Ginger“ Baker wurde am 19. August 1939 in Lewisham (London) geboren. Wegen seiner roten Haare trägt er bis heute den mit seiner Persönlichkeit verschweißten Spitznamen Ginger. Während der Bombenangriffe auf London im Zweiten Weltkrieg starb sein geliebter Hase, Baker selbst kam unbeschadet davon. Schon als Jugendlicher trommelte er in der Art eines Baby Dodds traditionellen Jazz in Trad-Bands, die damals in England eine führende Rolle spielten. Und noch einer bereitete auf der Insel der populären (Blues-)Musik den nötigen Platz: Alexis Korner. In dessen Blues Incorporated traf Baker auf Musiker wie Mick Jagger, Dick Heckstall-Smith, Cyril Davies, Jack Bruce. Überhaupt begegnete Ginger Baker in seinem musikalischem Leben vielen Instituten der englischen Blues- und Jazzmusik wie der Graham Bond Organization. Baker führte das Leben eines Uppers and Downers: Immer wieder von Rauschgiftexzessen beherrscht, schwankte er zwischen Drogenkonsum, Entzug und festigender Familienbindung. Die beiden besonders erfolgreichen und seine Berühmtheit begründenden Formationen, Cream und Blind Faith, änderten am Auf und Ab kaum etwas. Im Gegenteil. Ginger Baker stieg mit diesen Bands auf populäre Höhen auf und stürzte mit ihnen ab. Eric Clapton, Jack Bruce, Ginger Baker – Giganten der sechziger Jahre, die Supergroup schlechthin, das kurzzeitige Aushängeschild der englischen Bluesszene. Nahezu hasserfüllt zeigte sich Bakers Verhältnis (inklusive Schlägereien) zum Bandkollegen Jack Bruce, wie die Autoren Brkusic und Blobel hautnah beschreiben. Doch mit dem Weltruhm von The Cream ging auch der Absturz einher, auf dem Gipfel kann es nur noch abwärts gehen. Nach nur 28 Monaten stand die Band vor den Trümmern ihrer Karriere. Überraschenderweise erlebte Ginger Baker mit dem Quartett Blind Faith einen zweiten Popularitätsfrühling. Doch diese famose Band erlebte nur einen Frühling. Anschließend formierte Ginger Baker die Großformation Air Force, in der neben Steve Winwood und Rick Grech von Blind Faith unter anderem Graham Bond und Phil Seamen spielten. Damals war Ginger Baker innerlich bereits auf dem Weg nach Afrika, wo er sensationelle Konzerte und ein paar Platten mit Fela Anikulapo Kuti bot und wieder im Drogensumpf zu ersticken drohte. Wie sich Bakers Leben bis heute entwickelte, welche kurz- und längerlebigen Projekte er noch rekrutierte sowie eine ausführliche, alle Cover abbildende Diskographie zeigt das hervorragend recherchierte, bebilderte und mit einer CD ausgestattete Buch über einen Mann, der als Naturtalent gewissermaßen auf der Snaredrum geboren wurde. Klaus Hübner |
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