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Der Jazzclub Regensburg e.V. ist ein gemeinnütziger Verein ohne Gewinnabsichten. Er pflegt die Jazzkultur und -tradition in Regensburg und arbeitet eng mit den anderen Institutionen im Kulturzentrum Leerer Beutel zusammen. Ein Stamm von etwa 30 aktiven Mitgliedern unterstützt Vorstand und Büroteam bei der Programmplanung und der Konzertdurchführung. Jazz hat Tradition in Regensburg. Mitte der 50er-Jahre veranstaltete Richard Wiedamann bereits Jazzkonzerte unter dem Namen „Jeunesses Musicales“, einer bundesweiten Organisation junger musikbegeisterter Leute, die auch in Regensburg aktiv war. In den 70er-Jahren gab es einen winzigen Jazzkeller im Posthorngässchen, das „Rabocil“. Dort spielte das heute immer noch bestehende Rabo Ensemble in 14-tägigem Rhythmus. Der Keller fiel Ende der 80er-Jahre mitsamt Klavier dem Hochwasser zum Opfer. In den 80ern entstand der Jazzclub in Kneiting, wo Freejazzkonzerte und wilde Sessions stattfanden. Leider musste der Club nach ein paar Jahren wieder schließen, wegen ruhegestörter Nachbarn. Der Vorläufer des heutigen Jazzclub e.V. ist die Kulturkneipe Einhorn, wo das Ehepaar Freisleben ab 1985 Konzerte veranstaltete. 1987 wurde dann der Verein gegründet, 1988 zog der Jazzclub mit den Freislebens als Pächter des Restaurants in den Leeren Beutel. So führte der Club zunächst die schon bestehende Konzertreihe „Jazz in der Galerie“ weiter und es entwickelte sich ein professionell organisiertes, umfangreiches Konzertprogramm. Mittlerweile finden außerhalb der Sommermonate um die zwei Jazzkonzerte und andere Veranstaltungen pro Woche statt. Die Jazzclubgalerie organisiert wechselnde Ausstellungen im Restaurant und im Mehrzweckraum im Erdgeschoss. Der Jazzclub Regensburg hat mittlerweile über 700 Mitglieder und ist der größte Club in Bayern. Ursula Gaisa sprach mit dem 1. Vorsitzenden Winnie Freisleben und Bernadette Niederhofer. Jazzzeitung: Seit Juni 2002 hat der Jazzclub Regensburg einen neuen erweiterten Vorstand unter dem Motto „mehrere Schultern tragen mehr“. Was hat euch zu diesem Schritt bewogen? Winnie Freisleben: Anlässlich der damaligen Jahreshauptversammlung standen Neuwahlen an, außerdem traten meine beiden anderen Vorstandsmitglieder zu diesem Zeitpunkt zurück. Wir wollten auch weg von dieser Zentralisierung auf meine Person. Es ist klar, ich bin meistens hier im Haus und ansprechbar, das wollte ich persönlich ändern, ich stand nämlich praktisch immer in der Schusslinie. Zum anderen hat sich der Jazzclub insgesamt während der vergangenen 16 Jahre kontinuierlich vergrößert, auf dem Papier haben wir im Moment über 800 Mitglieder, die nicht Zahlenden allerdings eingerechnet. Das heißt, man braucht eine ganz andere Struktur. Früher haben wir ein bis vier Konzerte im Monat veranstaltet, und das war’s. Dazu kommen jetzt Bürgerfest, Jazzweekend, Anfragen von außerhalb in puncto Organisation oder Musikervermittlung, deshalb dachten wir uns, wäre es sinnvoll, den Vorstand entsprechend der Menge der Mitglieder und Aktivitäten auch personell zu erweitern. Innerhalb dieser neuen Struktur gibt es jetzt einen harten Kern aus drei verantwortlichen Vorständen plus sechs Beiräten, die in Unter- oder Arbeitsgruppen neue Kontakte knüpfen sollen. Das Gesamtplenum trifft sich wiederum einmal im Monat und kann dann über Ergebnisse oder Probleme berichten. Jeder Arbeitskreis besteht wiederum aus zwei, drei Vorständen, die ein bestimmtes Gebiet bearbeiten, um unsere Außenwirkung zu vergrößern, zudem gibt es natürlich auch eine Programmgruppe. Über das Büro und über den Postweg wird das Ganze dann wieder an die Gesamtmaschinerie gebaggert. Für mich, der ich eben jederzeit in der Gaststube erreichbar bin, ist es sehr angenehm, wenn dort jemand auf mich zukommt, dass ich dann sagen kann, „tut mir leid, das kann ich erst zusammen mit der Programmgruppe entscheiden“. Bernadette Niederhofer: Mittlerweile haben wir 50 Anfragen pro Woche von Künstlern und Agenturen, die Auftritte buchen möchten. Diese Flut muss man erst einmal bewältigen… Das hat zur Folge, dass wir im Moment schon für Januar und das nächste Jahr buchen. Jazzzeitung: Das ist ja gut für das Schlagen der Werbetrommel, oder? Freisleben: Das hat zwei Seiten. Ich kann mich erinnern, dass zum Beispiel vor 15 Jahren Steve Lacey einen day off hatte und einfach gerne bei uns spielen wollte – die Gage war ihm mehr oder weniger egal. Das ging damals problemlos, heute wäre so etwas nicht mehr möglich bei der Auslastung, die wir jetzt haben. Das ist schon schade. Jazzzeitung: Ihr seid ja von der Mitgliederzahl her einer der größten Clubs in Bayern und – man kann zu Recht sagen - auch in Deutschland. Wie erklärt Ihr euch selber dieses Phänomen?
Freisleben: Es gibt mehrere Faktoren: Zum einen liegt es an der Stadt Regensburg, sprich dem Jazzweekend, dass lange Jahre ein Hör- und Interessensstruktur aufgebaut wurde. Die Bereitschaft sich zu engagieren, wurde dadurch viel größer. Es entstand ein Bewusstsein: da gibt es einen Club, den muss man unterstützen. Ob ich ein oder zweimal oder überhaupt nicht pro Jahr ins Konzert gehe, ist dann manchmal unerheblich. Die einen unterstützen einen der Sache wegen, die anderen rechnen. Dazu kommt noch die Qualität des Hauses hier. Dadurch, dass ich eben sehr oft und viel da bin, sowohl im Restaurant als auch bei den Konzerten mit den Leuten kommuniziere, ihnen etwas erzähle, fühlen sie sich aufgehoben und angesprochen – im wahrsten Sinne des Wortes. Man breitet ihnen einen kleinen roten Teppich aus, dass sie merken, wir freuen uns, dass ihr da seid. Dann kommt auch wieder etwas zurück. Niederhofer: Der Beitrag ist ja auch noch bezahlbar, für 36 Euro pro Jahr bekommt man jeden Monat das Programm zugeschickt und 50 Prozent Rabatt auf jede Eintrittskarte. Freisleben: Inzwischen haben wir es auch geschafft, dass auch bei unbekannteren Gruppen nicht mehr ein bis fünf Besucher auftauchen, sondern zwischen 30 und 60, was ja wiederum auch für die Musiker besser ist, weil sie nicht in einen leeren Saal hineinspielen müssen. Jazzzeitung: Es ist also auch wichtig, unbekanntere lokale Musiker zu präsentieren, nicht nur die großen Stars, oder? Freisleben: Es gab einmal eine Zeit, da war ich schon
sehr hinter den großen Namen her. Garbarek war damals noch keine
große Sache. Der Oberhammer, den wir uns aber damals geleistet haben,
das war das Kronosquartett. Da war das Risiko unglaublich hoch. Von da
an bin ich wieder zurückgerudert und dachte, muss das denn eigentlich
sein? Diese Gier nach Namen... Danach haben wir uns wieder auf den Leeren
Beutel konzentriert und auf die alte Schiene, das heißt, im Prinzip
muss alles bedient werden: vom Dixie bis zur freien improvisierten Musik.
Das versuchen wir, einigermaßen durchzuhalten. Freisleben: Nicht unbedingt etwas für Puristen, aber ich denke, das sind Entwicklungen, die auch etwas mit Jazz zu tun haben. Die Loops bestehen aus Jazzrhythmen, also ist es legitim, ein bisschen am Puls der Zeit zu bleiben. Jazzzeitung: Und so kann man sich auch ein jüngeres Publikum erobern, oder? Freisleben: Eben, das ist unser Anliegen. Jazzzeitung: Kann man euch während des Weekends
vor Ort kontaktieren? Jazzzeitung: Thema Jazzstadt Regensburg. Wie ist eure Meinung dazu? Was ist euer Eindruck, was könnte besser laufen? Freisleben: Das sollten wir unbedingt wieder forcieren, jahrelang haben wir das Motto „Jazzstadt Regensburg“ gepredigt. Regensburg hat die starken Säulen Jazzzeitung, Jazzweekend/Jazzinstitut, music college, Musikschule und Jazzclub, welche Stadt hat diese Vielfalt? Das sollte man wieder hinausposaunen und stärker verbreiten.
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