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2000/10
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Story Seite 6 |
Von der Hingabe an den Moment Cornelius Claudio Kreusch solo in der New Yorker Stein#way Hall Für sein letztes Projekt Scoop holte der Pianist Claudio Cornelius Kreusch 16 Musiker ins Studio. Drei Jahre später, am 2. März 2000, trat er mit einer völlig anderen Idee an die Öffentlichkeit. In der New Yorker Steinway Hall wagte sich Kreusch als Solist aufs Podium und riskierte einen Live-Mitschnitt. Quasi nackt, ohne jede rhythmische oder instrumentale Unterstützung, stellte sich Kreusch verwöhnten Ohren in dem legendären Konzertsaal und mit seinem zupackenden, emotionalen Spiel konnte er seine Zuhörer gewinnen. Wenn ich solo spiele, will ich mich dem Moment hingeben, sagt Kreusch. Deshalb habe ich bis zum Tag vor dem Konzert nicht geübt, um ja nicht in musikalische Routine zu verfallen. Und Kreusch zitiert Cage: I welcome whatever happens next Was immer auch als nächstes geschehen wird, ich heiße es willkommen. Mit seinem selbstbewussten Auftritt als Solist erinnert Kreusch stark an einen anderen Pianisten, Keith Jarrett, der bereits in den 70er-Jahren das rhapsodisch-improvisierte Solokonzert für den Jazz wieder-erfunden hatte. Ein Epigone ist der aus München stammende und seit 1995 in New York lebende Pianist aber beileibe nicht. Sein Spiel ist originell und fantasievoll. Kreuschs Improvisationen sind inspiriert von berühmten Melodien wie A night in Tunesia, Round about midnight, Caravan und anderen. Doch nach den ersten Anklängen an ein bekanntes Thema schweift Kreusch ab, die Motivfetzen verschwinden in neuerfundenen Klängen. Ein Konzept, das sich überall bedient, aber dennoch nicht in Beliebigkeit abdriftet. Kreusch setzt seine Mittel gezielt und beinahe etwas zu theatralisch ein und versteht es damit, ein breites Publikum für seine Spielart des Jazz zu gewinnen. Andreas Kolb Aktuelle
CD Konzert
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