Ein Duett zweier Jazzgrößen: Uli Lenz’ neues Solo-Album
Für sein neues Solo-Album traf sich Uli Lenz mit einem Duopartner der ganz besonderen Art: Mit 2,90 Meter Länge und einem Gewicht von 552 Kilogramm ist der riesige Bösendorfer Grand Imperial Flügel der perfekte Gegenpart zum fulminanten Spiel des Jazzpianisten. In seinem neuen Solo-Album „Dance Mañana“ würdigt „The Man who dances on the Keys“ dem Instrument im Villinger MPS-Studio, auf dem schon Meister wie Oscar Peterson, Cecil Taylor, Joachim Kühn und Wolfgang Dauner spielten. Das nuancenreiche Instrument weiß der Pianist exzellent zu nutzen, er experimentiert mit den wummernden Bässen und zugleich mit eleganten und behutsam postulierten zarten Melodien. Lenz steigert sich in den orchestralen Klang des Grand Imperial hinein, schaukelt sich hoch bis in komplexe, wuchtige Cluster, nur um diese unvermittelt durch fein gesponnene melodische Linien zu bloßzustellen. Die Spieltechnik des Jazzpianisten ist herausragend und präzise, elegant und leicht, er liebt es, rhythmische Gefüge aufzusprengen und frei zu erzählen. Auch wilde Passagen stellen sich im Nachhinein als perfekt durchkalkuliert heraus. Das Barpiano ist Lenz fremd, seine Musik will genau gehört, ja genossen werden.
Auf der Platte finden sich einige Kompositionen des Pianisten selbst, mehrere weisen auch deutlich auf seine Liebe zum Temperament spanischer und lateinamerikanischer Musik hin. Daneben finden sich Neuinterpretationen bekannter Standards, etwa über „So What“ von Miles Davis. Gelungen ist Lenz‘ auch Version des Klassikers „House of the Rising Sun“, der ihm als Basis für eine ausgedehnte Improvisation dient, die sich mit wilden Clustern, und Verfremdungseffekten weit vom ursprünglichen Stück entfernt, um überraschend wieder zurückzufinden. Einfach grandios.
Die Ausstattung des Albums selbst ist spartanisch: Hier geht es vor allem um Musik. Lediglich ein kleiner Text auf der Innenseite des Covers beschreibt die erfüllte Zeit, die Uli Lenz‘ im Studio mit legendären Grand Piano verbracht hat.
Für Jazzpiano-Fans ist das Album ein Muss, für alle anderen ist diese Reise in das Land des Solo-Klaviers empfehlens- und lohnenswert.
Julian Krenz